Deere-Aktienanalyse: Profiteur hoher Getreidepreise

10.01.2023 | Frank Seehawer

Deere Aktienanalyse

Preissteigerungen, wohin man nur sieht. Diese Entwicklung trifft so ziemlich auf alle Güter des täglichen Bedarfs zu. Vor allem die Preise für Soft-Commodities scheinen aufgrund des Ukraine-Krieges sowie aufgrund von Trockenheit nachhaltig hoch zu bleiben.

Ein Profiteur dieser Entwicklung ist der amerikanische Agrar-Equipment-Hersteller Deere (ISIN der Deere-Aktie: US2441991054). Die Amerikaner besitzen eine Vormachtstellung im Markt für Traktoren und Präzisionsgeräte für die Land- und Forstwirtschaft.

Aktuell wächst das Unternehmen mit deutlich zweistelligen Raten. Dabei dürfte die Sonderkonjunktur nur langsam ein Ende finden. Wie die letzten Quartalszahlen von Deere ausgefallen sind, welche Argumente für die Aktie sprechen und ob sie ein Kauf sein könnte, das soll die nachfolgende Deere-Aktienanalyse behandeln.

Das Wichtigste in Kürze
  • Deere ist ein führender Hersteller von Agrar-, Forst- und Baumaschinen
  • Das Unternehmen profitiert aktuell von hohen Agrarrohstoffen
  • Die Bewertung könnte fair sein, jedoch scheint der Zyklus zu drehen

Unternehmensprofil – führender Hersteller von Agrar-, Forst- und Bauequipment

Deere & Company ist ein Industrieunternehmen, welches motorisierte und nicht-motorisierte Geräte für die Land- und Forstwirtschaft herstellt. So findet man über Rasenmäher, Traktoren oder Mähdrescher bis hin zu forstwirtschaftlichen Vollerntern so ziemlich alles bei Deere, was man benötigt, um große Flächen effektiv zu bewirtschaften.

Darüber hinaus produziert Deere auch Maschinen und Geräte, die im Tiefbau oder beim Rohstoffabbau benötigt werden. Beispiele sind Bagger, Raupen oder Radlader. Auch militärisch können diese Geräte verwendet werden.

John Deere Homepage

Quelle: John Deere Homepage

Im Big Picture klassifiziert Deere sein Geschäft in Equipment Operations sowie Financial Services.

Annual Report 2022 Deere & Co.

Quelle: Annual Report 2022 Deere & Co.

Der erste Bereich (Equipment Operations) beschreibt das klassische Geschäft mit der Entwicklung, Produktion sowie dem Vertrieb seiner Maschinen. Im Geschäftsjahr 2022 wurde in diesem Bereich ein Umsatz von knapp 49,4 Milliarden US-Dollar ausgewiesen.

Die Sparte Financial Services kam hingegen auf einen Umsatz von rund 4,1 Milliarden US-Dollar. Die Sparte bietet Kunden Finanzierungslösungen an.

Geht man etwas weiter ins Detail, so lassen sich die Equipment Operations einteilen in:

  • Production & Precision Agriculture (Traktoren, Aussaat-Maschinen etc.)
  • Small Agriculture and Turf (Rasenmäher etc.)
  • Construction & Forestry (Forstwirtschaftliche Vollernter, Bagger etc.)

Bei Deere lässt sich eine klare Dominanz bei Traktoren und Landmaschinen feststellen. Auf Platz zwei kommt das Geschäft mit den Rasenmähern. Ähnlich stark ist das Segment mit der Forst- und Bauwirtschaft.


Die letzten Deere Quartalszahlen vom Oktober 2022

Die letzten Quartalszahlen vom Oktober 2022, die gleichzeitig das vierte Abschlussquartal des Geschäftsjahres 2022 markieren, fielen außerordentlich gut aus. So konnte der Quartalsumsatz um 37 Prozent auf 15,5 Milliarden US-Dollar ansteigen. Das Nettoergebnis sprang sogar um 75 Prozent auf einen Wert von 2,3 Milliarden US-Dollar nach oben.

Finanzdaten von Deere

Quelle: Finanzdaten von Deere

Besonders stark präsentierte sich dabei das dominierende Geschäftsfeld Production & Precision Agriculture. Hier konnten die Nettoerlöse um 59 Prozent auf 7,4 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Das operative Ergebnis erreichte einen Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar. Es lag um 124 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Die operative Marge des Segments erreichte einen Wert von 23,4 Prozent.

Erfreulich entwickelten sich auch die anderen beiden Spaten mit Wachstumsraten von jeweils über 20 Prozent beim Umsatz. Das operative Ergebnis beider Sparten konnte ebenfalls deutlich überproportional zulegen.

Schwach entwickelte sich hingegen der Bereich Financial Services mit einem Umsatzanstieg von gerade einmal 2 Prozent im vierten Quartal 2022.

In Summe wurden die Quartalszahlen von Investoren gut aufgenommen. So sprang der Aktienkurs am Tag der Veröffentlichung um über 5 Prozent in die Höhe. Deere profitierte dabei von einer starken Nachfrage seiner Kunden sowie auch von Preissteigerungen.

Aufgrund hoher Agrarpreise besitzen die Land- und Forstwirte höhere Budgets, um ihre Betriebsflotten aufzurüsten. Erklärbar sind die hohen Agrarpreise mit einer Trockenheit in den USA und China sowie mit dem Krieg in der Ukraine. Beides sorgte dafür, dass die Getreidepreise in die Höhe getrieben wurden. Deere ist somit ein indirekter Profiteur des Ukraine-Krieges sowie des Klimawandels.

Nicht zuletzt erfreute Investoren, dass Deere im kommenden Jahr die Preise für Traktoren und weitere landwirtschaftliche Geräte im Durchschnitt zweistellig erhöhen wird. Damit schöpft Deere einen Teil der Zusatzgewinne ab, die die Land- und Forstwirte sowie auch Bau- und Bergbauunternehmen aktuell erzielen.


Prognose der Deere & Co. Aktie

Deere Outlook für 2023

Quelle: Deere Outlook für 2023

Die Prognose für das neu angebrochene Gesamtjahr 2003 sieht entsprechend optimistisch aus. Erwartet wird ein Umsatzwachstum im dominierenden Geschäftsfeld Production & Precision Agriculture zwischen 15 und 20 Prozent. Mehr als die Hälfte des Wachstums geht dabei auf Preiserhöhungen zurück. Wechselkurseffekte spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Deutlich schwächer zulegen sollten auch dieses Mal wieder die beiden kleineren Segmente. Ein Wachstum zwischen Null und 10 Prozent wird erwartet.

Angesichts der starken Zahlen des vierten Quartals 2022 kann man den Ausblick als ernüchternd ansehen. Die Sonderkonjunktur scheint damit vorerst an Dynamik zu verlieren.


Wichtige Kennzahlen aus der Levermann-Analyse

Die aktuell gute Geschäftsentwicklung lässt sich auch an dem Levermann-Score ablesen. Er beläuft sich auf drei, was knapp vor einer Kaufempfehlung gemäß der Levermann-Strategie liegt.

Deere Levermann-Analyse

Quelle: Deere Levermann-Analyse

Auf fundamentaler Ebene zeichnet sich die Deere-Aktie durch eine hohe Eigenkapitalrendite und EBIT-Marge aus. Gleichzeitig überzeugt das in Moline (Illinois, USA) ansässige Unternehmen durch ein solides erwartetes Gewinnwachstum von 7,3 Prozent für das kommende Geschäftsjahr 2024. Für das laufende Geschäftsjahr 2023 rechnen Analysten mit einem EPS-Anstieg von fast 20 Prozent.

Positive Signale gibt es auch von der technischen Seite. So befindet sich der Aktienkurs mittel- bis langfristig deutlich im Plus. Die letzten Quartalszahlen wurden mit einem Kurssprung von über 5 Prozent honoriert. Die Gewinnschätzungen für das EPS wurden in den letzten vier Wochen nach oben korrigiert.

Das alles verdeutlicht das gute Momentum der Deere-Aktie. Auch am Aktienkurs kann man dies ablesen. Er erreichte im laufenden Jahr ein neues Rekordhoch bei über 445 US-Dollar. Das Plus im laufenden Jahr beläuft sich auf über 22 Prozent.


Bewertung der Deere-Aktie

Bewertung der Deere-Aktie

Quelle: Bewertung der Deere-Aktie

Bewertung der Deere-Aktie lässt sich vereinfacht gesagt als fair auslegen für ein zyklisches Unternehmen. So beläuft sich das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis auf 15,4. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis beträgt 6,3.

Bei letzterem wird schon ein gewisser Aufschlag auf die Substanz des Unternehmens gezahlt. Er dürfte jedoch gerechtfertigt sein, denn mit vielen seiner Produkte gilt Deere als Marktführer mit entsprechender Preismacht.

Dividenden der Deere-Aktie

Quelle: Dividenden der Deere-Aktie

Ebenfalls beeindruckend ist die Dividendenhistorie. Weniger überzeugt hingegen ist die Höhe der Dividendenrendite, die sich aktuell mit nur einem Prozent beschreiben lässt. Schuld ist vor allem die geringe Ausschüttungsquote von knapp 22 Prozent.

Mehr lässt das kapitalintensive Geschäftsmodell leider nicht zu. Auch die geringe Eigenkapitalquote im letzten Geschäftsjahr von gerade einmal knapp 23 Prozent verdeutlicht diesen Sachverhalt nur zu gut.


Fazit zur Deere-Aktie

Das Fazit für die Deere-Aktie fällt in Summe positiv aus. Das Unternehmen profitiert nach wie vor von hohen Agrarpreisen auf dem Weltmarkt. Im laufenden Geschäftsjahr könnten deutlich zweistellige Umsatz- und Ertragszuwächse erreicht werden. Eine steigende Dividende wäre damit zu erwarten.

Besonders überzeugt dabei die Pricing-Power des Agrar-Equipment-Herstellers. Sie könnte gleichzeitig eine gute Grundlage dafür sein, dass in einem hochinflationären Umfeld die Gewinne weiter steigen.

Einziger Makel an den letzten Quartalszahlen war, dass die Dynamik etwas nachzulassen scheint. Dies könnte auf ein Ende der Sonderkonjunktur oder des Zyklus hindeuten. Die moderate Bewertung mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 dürfte diesen Sachverhalt bereits einpreisen. In der Vergangenheit war Deere jedoch häufig teurer bewertet:

Deere Aktie KGV

Quelle: Deere Aktie KGV

Als Investment bleibt die Deere-Aktie – trotz Zyklik – erstklassig. Hierzu braucht man sich nur einmal den Aktienkursverlauf der vergangenen zehn Jahre anzuschauen. Das Kursplus beträgt rund 400 Prozent.

Gewinntreiber der Vergangenheit waren jedoch auch die regelmäßigen Aktienrückkäufe, die die Anzahl der ausstehenden Aktien reduzierten und die Entwicklung des Gewinns je Aktie zusätzlich befeuerten.

Deere Gewinn je Aktie & Anzahl ausstehender Aktien

Quelle: Deere Gewinn je Aktie & Anzahl ausstehender Aktien

Aufgrund der Zyklik des Unternehmens sowie der Tatsache, dass man sich auf einem zyklischen Hoch befindet, sollten Investoren auf der Hut sein. Sicher ist vor allem eines: die Sonderkonjunktur wird irgendwann ein Ende finden.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse in schlechten Jahren zweistellig fallen, mit entsprechenden Konsequenzen für den Aktienkurs. Historisch gesehen war es somit besser gewesen, in Zeiten des Pessimismus zu kaufen als auf dem Niveau eines Allzeithochs.

Dennoch lohnt es sich, die Aktie weiter im Blick zu behalten. Ein Alarm bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 12 wäre vielleicht ein guter Ansatz, um sich die Aktie erneut anzuschauen.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Deere besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.