GlaxoSmithKline Aktie: Nach Neuausrichtung steigende Kurse?

25.10.2021 | Frank Seehawer

GlaxoSmithKline Aktienanalyse

Grundsätzlich handelt es sich bei dem Gesundheitssektor um einen attraktiven Wachstumsmarkt. Als ein Mauerblümchen hatte sich zuletzt die GlaxoSmithKline Aktie (ISIN: GB00BN7SWP63) präsentiert. Der Aktienkurs verlor in den vergangenen fünf Jahren zweistellig:

GlaxoSmithKline Aktienkursverlauf 5 Jahre

Dabei kann das britische Unternehmen aus fundamentaler Sicht durchaus glänzen. So existieren hohe Werte bei der Eigenkapitalrendite und der EBIT-Marge. Das erwartete Gewinnwachstum fällt zweistellig aus. In der Levermann-Analyse wird die Aktie als Topscorer geführt und auch in der Dividenden-Analyse gibt es viele Punkte.

Besonders spannend stellt sich die aktuelle Neuausrichtung des Unternehmens dar. Das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten für Konsumenten soll demnächst abgespalten werden. Ob die Aktie ein Kauf sein kann, das möchten wir mit der nachfolgenden Aktienanalyse prüfen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Die GlaxoSmithKline Aktie besitzt einen tiefen Burggraben
  • Abspaltung der Consumer-Sparte könnte zukünftiges Wachstum beschleunigen
  • Trotz Renditechancen drängt sich ein Investment nicht zwingend auf


Unternehmensprofil – Arznei, Impfstoffe und Konsumgüter für die Gesundheit

Bei GlaxoSmithKline (kurz GSK) handelt es sich um ein weltweit agierendes Pharma- und Konsumgüterunternehmen aus Großbritannien. Das Geschäft klassifiziert GlaxoSmithKline in die Bereiche Arzneimittel, Impfstoffe und Konsumgüter.


Umsatzverteilung von GSK

Mit einem Umsatzanteil im Geschäftsjahr 2020 von gut 50 Prozent stellt der Bereich Arzneimittel (Pharma) das Kerngeschäft des Unternehmens dar. In ihm entwickelt und produziert GlaxoSmithKline Medikamente zur Behandlung von akuten und chronischen Krankheiten. Anwendungsgebiete sind Atemwegserkrankungen, HIV, Immunologie sowie Onkologie.

Auf Platz zwei kommt, mit einem Umsatzanteil von knapp 30 Prozent, der Bereich Consumer Healthcare (Consumer). Hier finden sich viele bekannte Marken des Alltag – wie zum Beispiel Voltaren, Dr. Best, Vitasprint oder Odol – wieder.

Das kleinste, aber immer noch bedeutende Segment, stellt das Segment Impfstoffe (Vaccines) mit einem Umsatzanteil von etwas über 20 Prozent dar. Mit seinem Impfstoff-Portfolio von Kinder-Impfstoffen über Reiseimpfstoffe bis hin zu Grippeimpfstoffen gehört GlaxoSmithKline zu den führenden Impfstoff-Herstellern der Welt.

GlaxoSmithKline Umsatzverteilung

Quelle: Zusammenfassende Darstellung der Jahreszahlen 2020, GlaxoSmithKline

In Summe konnte der britische Gesundheitskonzern im Geschäftsjahr 2020 etwas mehr als 34 Milliarden britische Pfund an Umsatzerlösen generieren. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach das einem leichten währungsbereinigten Zuwachs von 3 Prozent.

Wachstumstreiber war mit Abstand die Konsumgüter-Sparte, die um 14 Prozent zulegen konnte. Die beiden anderen Segmente verloren währungsbereinigt jeweils 1 Prozent. Der starke Zuwachs im Consumer-Bereich ist mit der Zusammenlegung des OTC-Geschäfts von Pfizer zu erklären. Ohne diesen Effekt wäre der Umsatz währungsbereinigt um zwei Prozent gefallen.


Abspaltung des Konsumgüter-Geschäfts geplant

Das Joint Venture, an dem Pfizer nun 32 Prozent hält, findet sich in der GlaxoSmithKline Consumer Healthcare Sparte wieder. Sie soll demnächst als eigenständiges Unternehmen an der Börse gebracht werden. Gelingt der Spin-off, dann wäre GlaxoSmithKline wieder als ein reiner Pharmakonzern zu interpretieren und würde eine Finanzbeteiligung an dem Konsumgüterunternehmen halten. Die Sparte könnte dabei schnell einen Wert von 40 Milliarden britische Pfund überschreiten.


Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Im Gegensatz zum Geschäftsjahr 2020 überzeugt das zweite Quartal 2021 mit einem starken währungsbereinigten Umsatzzuwachs von 15 Prozent auf 8,1 Milliarden britische Pfund.

Der größte Wachstumsschub kam diesmal aus der Impfstoffsparte, die um 49 Prozent zulegen konnten. Aber auch der Bereich Pharma legte währungsbereinigt um 12 Prozent auf 4,2 Milliarden britische Pfund zu. Lediglich der Consumer-Bereich konnte ein moderates Umsatzwachstum von 3 Prozent ausweisen.

GlaxoSmithKline Aktie Gewinnwachstum

Quelle: GlaxoSmithKline Gewinnwachstum

Mit Blick auf das Gesamtjahr bleibt CEO Emma Walmsley zuversichtlich gestimmt. Aufgrund der guten Q2-Zahlen sollte das obere Ende der Earnings-Guidance für 2021 realistisch sein. Diese sieht eine Verringerung des währungsbereinigten EPS im mittleren- bis hohen einstelligen Bereich vor.


Analystenmeinungen

Analysten schätzen ein EPS von 0,82 britische Pfund für das Jahr 2021. Im Geschäftsjahr 2022 könnte dieser Wert – nach Schätzungen der Analysten – auf einen Betrag von 0,95 britische Pfund ansteigen, was einem erwarteten Gewinnwachstum von rund 16 Prozent entsprechen würde.


Wichtige Kennzahlen aus der Dividenden- und Levermann-Analyse

Mit einem Gesamtscore von fünf Punkten gehört die GlaxoSmithKline Aktie zu den Topscorern der Levermann-Strategie. Aus fundamentaler Sicht überzeugt die Aktie in den Kategorien Eigenkapitalrendite (28 Prozent), EBIT-Marge (24 Prozent) und Eigenkapitalquote (26 Prozent). Auch bei dem erwarteten Gewinnwachstum von knapp 16 Prozent überzeugt die Aktie.

Für alle vier Kategorien gab es jeweils einen Pluspunkt. Zusätzlich gab es für die gute Kursentwicklung der letzten sechs Monate sowie das positive Kursmomentum Pluspunkte. Negativ schlug die Bewertung anhand des erwarteten KGVs zu Buche. Hier gab es einen Punktabzug für den hohen Wert von über 17.

GlaxoSmithKline Aktie KGV forward

Quelle: GlaxoSmithKline KGV forward

Auch für Dividendeninvestoren ist die GlaxoSmithKline Aktie nicht unattraktiv. In der Dividenden-Analyse gab es insgesamt sieben Punkte. Für einen Platz auf der Topscorer Liste reichen diese noch nicht aus. Dennoch überzeugt die Aktie mit einer hohen aktuellen Dividendenrendite sowie einer gewissen Dividenden-Stabilität.

GlaxoSmithKline Dividende

Quelle: GlaxoSmithKline Dividende


Dividendenwachstum und -rendite

Für die letzten fünf Jahre beläuft sich das Dividendenwachstum auf 0,28 Prozent. Im Gegensatz zum geringen Dividendenwachstum liegt die Dividendenrendite der letzten zehn Jahre bei 5,07 Prozent. Gemäß den Kriterien der Dividenden-Strategie gab es für diesen Wert drei Punkte. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von 5,63 Prozent steht die GlaxoSmithKline Aktie in einem Niedrigzinsumfeld sehr solide dar.


Wann zahlt GlaxoSmithKline Dividende 2021?

Am 13.01.2022 zahlt GlaxoSmithKline die dritte Dividende des Geschäftsjahres 2021 an die Aktionäre. Die Dividende wird vierteljährlich ausgeschüttet.


Bewertung der GlaxoSmithKline Aktie

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 ist die GlaxoSmithKline Aktie nach der Levermann-Analyse teuer. Gemessen an dem erwarteten Gewinnwachstum von fast 16 Prozent, kann hier jedoch möglicherweise eine faire Bewertung vorliegen, sofern das Wachstum nachhaltig hoch bleibt.

GlaxoSmithKline Aktie Kennzahlen

Quelle: GlaxoSmithKline Aktie Kennzahlen

Zu bedenken bleibt jedoch die hohe Verschuldung des Pharma- und Konsumgüterproduzenten. Der Enterprise Value beläuft sich aktuell auf knapp 100 Milliarden britische Pfund, was deutlich mehr ist als die 70 Milliarden britische Pfund bei der Marktkapitalisierung. Gemessen an dem Free Cash Flow der letzten zwölf Monate errechnet sich so ein deutlich höherer Multiplikator von fast 23. Als Aktie mit geringem Wachstum könnte GlaxoSmithKline damit tatsächlich schon überteuert sein.


Fazit zur GSK Aktie

Bei der GlaxoSmithKline handelt es sich um eine Aktie, die einen tiefen Burggraben besitzt. Investoren störten sich allerdings häufig an dem diversifizierten Geschäftsmodell. Ist GlaxoSmithKline als ein Pharmakonzern zu bewerten oder eher als ein Konsumgüterhersteller?

Das schwache Wachstum der Vergangenheit war ebenfalls alles andere als überzeugend. So haben sich Umsatz und Gewinn in den vergangenen zehn Jahren nur wenig verändert. Entsprechend schwach hat sich auch der Aktienkurs entwickelt: Über die vergangenen fünf Jahre verlor die Aktie über 10 Prozent.

Damit soll jetzt Schluss sein, so zumindest CEO Emma Walmsley, die eine strategische Neuausrichtung ankündigt. Mit der Abspaltung des Konsumgüter-Geschäftes als ein eigenständiges und börsennotiertes Unternehmen soll ein klares Profil geschaffen werden, das die Grundlage für Wachstum schaffen soll.

Die neue GlaxoSmithKline, ein reiner Pharmakonzern, soll ab 2022 wieder als ein Wachstumsunternehmen gelten. Die Umsätze sollen von 2021 bis 2016, um mindestens 5 Prozent jährlich zu legen, die währungsbereinigten operativen Erträge um mindestens 10 Prozent jährlich.

Die Vision sieht weiter vor, bis zum Jahr 2031 ein Umsatzziel von 31 Milliarden britische Pfund zu erreichen – trotz Abspaltung der Consumer-Sparte. Erreicht werden soll das Ziel vor allem durch neue Medikamente, die sich aktuell in der Pipeline des Unternehmens befinden. Ein aggregiertes Umsatzpotenzial der Late-Stage Pipeline im Wert von über 20 Milliarden britische Pfund könnte der Werttreiber sein. So sieht es zumindest das Management. Darüber hinaus wird ein starkes Signal an Investoren bezüglich der zukünftigen Dividende gegeben. Es sollen weiter hohe Dividenden gezahlt werden.

Da es sich bei dieser Vision um Zukunftsmusik handelt, sollte man die konkreten Zahlen erst einmal abwarten. Ohnehin muss erst beobachtet werden, zu welchem Preis die Consumer-Sparte am Markt platziert werden kann.

Sollten tatsächlich 40 Milliarden britische Pfund realisiert werden, so gäbe es das Pharma- und Impfstoff-Geschäft, welches für 70 Prozent der Umsätze (24 Milliarden britische Pfund) verantwortlich ist, für gerade einmal 30 Milliarden britische Pfund. Schaut man auf ein Unternehmen wie Pfizer, so werden hier Umsatzmultiplikatoren von über vier gezahlt.

Ob die neue GlaxoSmithKline Investoren überzeugt, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass in der Vergangenheit Wachstumschancen verpasst wurden. So war man beispielsweise als Impfstoff-Spezialist nicht bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes vorne mit dabei.

Aus heutiger Sicht kann die GlaxoSmithKline Aktie gewisse Chancen bieten. Die Unsicherheiten sind jedoch groß. Nicht zu vergessen bleibt, dass selbst die neue GlaxoSmithKline kein Wachstumsunternehmen im Sinne der High-Growth-Investing-Strategie sein wird.



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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von GlaxoSmithKline besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.