Deutsche Börse Aktienanalyse: Monopolist mit gutem Ausblick

04.04.2023 | Frank Seehawer

Deutsche Börse Aktienanalyse

An den Finanzmärkten lässt sich langfristig eine gute Rendite erzielen. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen, weshalb der Aktienmarkt für viele Anleger eine spannende Thematik ist. Jedoch gibt es auch Risiken, denn Wertpapierkurse können stark schwanken und für Verluste sorgen.

Ob die Börsen hoch oder niedrig sind, das mag der Deutschen Börse (ISIN: DE0005810055) relativ egal sein. Sie verdient in beiden Szenarien. Und je nervöser die Anleger sind, desto besser klingeln die Kassen.

Das dürfte wahrscheinlich auch einer der Gründe sein, warum die Deutsche Börse im letzten Geschäftsjahr 2022 mit einem deutlich zweistelligen Wachstum einen außerordentlichen Erfolg verbuchen konnte.

Deutsche Börse Aktienkurs

Quelle: Deutsche Börse Aktienkurs

Aber auch langfristig befinden sich die Frankfurter auf einem soliden Wachstumskurs. Warum auch nicht, denn die Finanzmärkte werden immer größer. Und mit ihnen wachsen auch Börsenplatzbetreiber und Finanzdienstleister.

Kein Wunder also, warum die Deutsche Börse aktuell auf der Topscorer-Liste der HGI-Strategie zu finden ist. Mit welchen Kennzahlen sie überzeugen kann, wie die letzten Quartalszahlen ausgefallen sind und ob die aktuell gute Geschäftslage weiter geht, das wollen wir mit der Deutschen Börse Aktienanalyse einmal genauer prüfen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Die Deutsche Börse profitierte im letzten Geschäftsjahr von der Nervosität der Anleger
  • Die Dynamik sollte aber im laufenden Geschäftsjahr nachlassen
  • Mit einem erwarteten KGV von 19 ist die Aktie nicht günstig

Unternehmensprofil – führender Börsenplatzbetreiber

Die Deutsche Börse ist ein Unternehmen, das die Entwicklung und den Betrieb von Börsen und anderen Handelsplattformen sowie damit verbundenen Dienstleistungen anbietet. Kerngeschäft des Unternehmens ist der Betrieb von Handelsplattformen für die verschiedensten Wertpapiere wie Aktien, Anleihen, Optionen, Futures und Derivaten.

Darüber hinaus bietet die Deutsche Börse aber auch Dienstleistungen im Bereich Clearing und Settlement an, die es den Teilnehmern ermöglichen, Wertpapiere und Derivate zu handeln, ohne dass dabei das Risiko besteht, dass die Gegenpartei ihre Verpflichtungen nicht erfüllt.

Auch wichtig: Die Deutsche Börse bietet Daten- und Indexdienstleistungen an, die es Unternehmen, Regierungen und anderen Organisationen ermöglichen, Informationen über Finanzmärkte und andere wirtschaftliche Indikatoren zu sammeln und zu analysieren.

Blickt man in den Geschäftsbericht, speziell die Segmentberichterstattung, so klassifizieren die Frankfurter ihr Geschäft in die Bereiche Data und Analytics, Trading & Clearing, Fund Services sowie Securities Services.

Größter Geschäftsbereich ist Trading & Clearing. Knapp 2,2 Milliarden Euro wurden dort netto im Jahr 2022 erlöst. Auf Platz zwei folgt der Bereich Securities Services mit einem Nettoumsatz von 1,1 Milliarden Euro.

Geschäftsbericht 2022 Deutsche Börse

Geschäftsbericht 2022 Deutsche Börse

Quelle: Geschäftsbericht 2022 Deutsche Börse

Das Geschäftsmodell der Deutschen Börse basiert auf der Erhebung von Gebühren für die Nutzung ihrer Handelsplattformen, Clearing- und Abwicklungsdienstleistungen sowie Daten- und Indexdienstleistungen. Darüber hinaus bietet die Deutsche Börse auch andere Dienstleistungen wie Marktdaten-Feeds, Handelsüberwachung und -analyse sowie Beratungsdienstleistungen an.

Insgesamt offeriert die Deutsche Börse somit ein umfassendes Angebot an Dienstleistungen für den Finanzmarkt und verfolgt ein Geschäftsmodell, das darauf abzielt, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen und gleichzeitig das Potenzial für Wachstum und Expansion zu optimieren.

Die letzten Jahreszahlen des führenden deutschen Börsenplatzbetreibers sahen recht überzeugend aus. Blickt man auf das Wachstum, so lässt sich hier ein beeindruckender Wert von 25 Prozent beim Umsatz feststellen. Aber auch das Nettoergebnis erhöhte sich mit 24 Prozent ähnlich stark auf einen Wert von 1,5 Milliarden Euro.

Deutsche Börse Jahreszahlen 2022

Quelle: Deutsche Börse Jahreszahlen 2022

Neben dem strukturellen Wachstum haben zyklische Faktoren die Geschäfte positiv beeinflusst. Beispielsweise profitierte der Börsenplatzbetreiber von den Turbulenzen an den Energiemärkten. Aber auch die generelle Unsicherheit an den Märkten, die sich durch eine hohe Volatilität ablesen lässt, ist gut für das Handelsgeschäft.


Die letzten Deutsche Börse Quartalszahlen Dezember 2022

Deutsche Börse Q4-2022 Zahlen

Quelle: Deutsche Börse Q4-2022 Zahlen

Die Quartalszahlen des vierten Quartals 2022 fielen dabei ähnlich stark aus wie im Gesamtjahr 2022. So konnte im vierten Quartal 2022 der Umsatz um 23 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Der Nettogewinn erhöhte sich um 28 Prozent auf 359 Millionen Euro. Damit zeigt sich, dass die Dynamik des Geschäfts nicht wesentlich nachzulassen scheint. Das Momentum bleibt somit positiv.


Deutsche Börse-Aktie Prognose 2023

Blickt man auf das Gesamtjahr 2023, so erwartet die Deutsche Börse für 2023 Nettoerlöse zwischen 4,5 und 4,7 Milliarden Euro bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 2,6 und 2,8 Milliarden Euro.

Deutsche Börse Prognose der Ertragslage für 2023

Quelle: Deutsche Börse Prognose der Ertragslage für 2023

Im Vergleich zu den Werten aus dem Geschäftsjahr 2022 würde dies im günstigsten Fall einem Umsatzwachstum von 8,3 Prozent entsprechen. Der zugehörige Ergebniswert sollte am oberen Ende der Prognose knapp zweistellig zulegen.

Damit zeigt sich, dass die Deutsche Börse weiter auf Wachstum getrimmt ist, die Wachstumsdynamik sich jedoch verlangsamt.


Wichtige Kennzahlen der Deutsche Börse Aktie aus der HGI-Analyse

Das hohe Wachstum im vergangenen Geschäftsjahr sorgte natürlich in der High-Growth-Investing-Strategie für gute Punkte. Insgesamt kommt der Frankfurter Börsenplatzbetreiber auf 11 von 18 möglichen Punkten, was einem Einzug in die Topscorer-Liste bedeutet.

HGI-Score der Deutschen Börse

Quelle: HGI-Score der Deutschen Börse

Besonders überzeugend ist dabei die Bewertung mit einem EV/Sales Ratio von 3,7 sowie einem PEG-Ratio von 0,74. Für beide Werte gab es jeweils die maximale Höchstpunktzahl von drei Punkten.

Ebenfalls gut sind die Werte der Gross Margin (74,6 Prozent) sowie die des Verschuldungsgrades (0,7). Hierfür gab es jeweils zwei von drei möglichen Punkten.

Zu guter Letzt wurde noch für das Umsatzwachstum der letzten zwölf Monate von 25 Prozent ein Punkt eingesammelt. Blickt man in die Zukunft, so dürfte das Wachstum jedoch deutlich abflachen, sodass es in dieser Kategorie zukünftig keine Punkte mehr geben wird. Der Topscorer-Status der HGI-Strategie wäre damit in Gefahr.


Bewertung der Deutsche Börse Aktie

Die Bewertung der Deutschen Börse ist mit einem erwarteten KGV von 19,6 tendenziell fair für einen Monopolisten mit zweistelligem Wachstum. Dieses wird jedoch für das aktuell laufende Geschäftsjahr 2023 nicht mehr so hoch prognostiziert, was die Aktie teuer erscheinen lässt.

Deutsche Börse Aktie EPS und KGV

Quelle: Deutsche Börse Aktie EPS und KGV

Analysten schätzen für 2023 das EPS (Gewinn je Aktie einfach erklärt) auf 9,15 Euro. Im Jahr 2024 dürfte dieser Wert gemäß Analysten auf einen Betrag von 9,52 Euro ansteigen, was einem erwarteten Gewinnwachstum von 4 Prozent entspricht. Auch dieser Wert ist relativ schwach, was die Bewertung der Deutschen Börse aus der Ertragsperspektive als ambitioniert wahrscheinlich lässt.

Kennzahlen Bewertung Deutsche Börse

Quelle: Kennzahlen Bewertung Deutsche Börse

Mit Blick aus einer anderen Perspektive könnte man es auch so formulieren: Für das Geschäftsmodell müssen Investoren etwas tiefer in die Tasche greifen und einen Prämienaufschlag für die Qualität des Geschäftsmodells bezahlen.


Fazit zur Deutsche Börse Aktie

Die Deutsche Börse könnte für langfristige Anleger ein entspannendes Investment sein. Hierzu braucht man sich nur einmal den Aktienkurs anschauen, der langfristig von links unten nach rechts oben zeigt. Auch wenn es in Krisenjahren mal stark nach unten geht, so zeigt die Tendenz steil nach oben.

Erklärbar ist dies mit dem monopolartigen Geschäftsmodell – dem Betrieb einer Handelsplattform sowie Dienstleistungen rund um den Börsenhandel. Am Handelsplatz treffen sich Anleger, um ihre Wertpapiere zu handeln. Je mehr von ihnen sich hier tummeln, desto besser werden die Preise und desto besser ist die Liquidität.

Die Deutsche Börse verdient an diesem Sachverhalt gut. Besonders dann, wenn die Anleger nervös sind und hektisch handeln. Rund um das Kerngeschäft hat sich mittlerweile ein spannendes Ökosystem aufgebaut. Anleihen, Aktien, ETFs, Fonds, Zertifikate, Derivate, Energiehandel? Kein Problem für die Deutsche Börse. Auch im Bereich Kryptowährungen ist sie unterwegs.

Damit zeigt sich, dass das Geschäftsmodell anpassbar ist. Die Geschäftszahlen verdeutlichen zudem, dass weiteres Potenzial besteht. Nicht nur, dass im vergangenen Jahr Rekordumsätze vermeldet wurden. Vielmehr soll es weiteres Wachstum geben. Die Erträge könnten im günstigsten Fall wieder zweistellig zulegen. Auch langfristig sehen die Perspektiven gut aus, denn der Finanzmarkt wird immer größer. Und mit ihm sollte auch das Geschäft der Deutschen Börse wachsen.

Blickt man auf die Bewertung, so fehlt hier noch der zündende Funke. Auch die Analysten sind sich nicht ganz einig. Etwa 55 Prozent raten zu einem Kauf, während 41 Prozent zu einem Halten tendieren. Nur ein Analyst empfiehlt, die Aktie zu verkaufen.

Deutsche Börse Kursziel 2023

Quelle: Deutsche Börse Kursziel 2023

Im Durchschnitt sehen sie ein Potenzial von 9,2 Prozent für den Aktienkurs der Deutschen Börse. Das höchste Kursziel liegt bei 219 Euro. Damit zeigt sich überwiegend ein positives Bild.

Wem die Bewertung der Aktie noch zu hoch und das Kurspotenzial zu gering erscheint, für den könnte ein KGV-Alarm sinnvoll sein. Hier könnte sich beispielsweise ein Wert von 15 eignen, um sich die Aktie erneut anzuschauen.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile der Deutschen Börse besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.