Alphabet-Aktienanalyse: Marktführer für Online-Werbung zeigt Schwächen

20.12.2022 | Frank Seehawer

Alphabet Aktienanalyse

Der Marktführer für Online-Werbung, Alphabet (ISIN: US02079K1079), befindet sich auf Platz 2 der beliebtesten Aktien der aktien.guide Community. Der in Mountain View ansässige Technologiekonzern verfügt über ein äußerst spannendes Geschäftsmodell, welches hohe Profite abwirft. Jedoch scheint das Geschäftsmodell im aktuellen Umfeld einige Schwächen zu besitzen.

Alphabet Aktienkurs

Quelle: Alphabet Aktienkurs

Wie die letzten Quartalszahlen ausgefallen sind und ob die Alphabet-Aktie (Symbol: GOOG) ein Kauf sein kann, das möchten wir mit dem folgenden Quick-Check der Alphabet-Aktie aufarbeiten.


Geschäftsmodell: Was macht Alphabet?

Über das Internet-Konglomerat Alphabet haben wir Ende 2021 eine erste Alphabet-Aktienanalyse verfasst. Zum damaligen Zeitpunkt war das Unternehmen auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner Unternehmensgeschichte. Es wurden nicht nur Rekordumsätze geschrieben. Vielmehr wurde auch ein unglaublich hohes Wachstum ausgewiesen, welches vor allem einer Sonderkonjunktur durch die Corona-Pandemie zuzuschreiben war.

Pressemitteilung von Alphabet Q4/2021

Quelle: Pressemitteilung von Alphabet Q4/2021

Aber kommen wir zurück zu dem Kerngeschäft, welches sich mit der Online-Werbung gut beschreiben lässt. Auf sie ist der Großteil der Umsätze zurückzuführen. Gleichzeitig ist es die einzige wesentliche Gewinnquelle für das Unternehmen. Im Geschäftsjahr 2021 entstammte aus dem Geschäftsfeld ein operatives Ergebnis von knapp 26 Milliarden US-Dollar. Die Gewinne werden dabei zu einem geringen Anteil zur Finanzierung der sonstigen Technologie-Wetten sowie der Google-Cloud ausgegeben.

Der Rest des Geldes wird entweder in den Rückkauf eigener Aktien gesteckt oder auf die hohe Kante gelegt. So existierte in der Bilanz des Alphabet-Konzerns im letzten Quartal Q3/2022 eine unglaubliche Summe von knapp 140 Milliarden US-Dollar an Cash und kurzfristigen Investments.


Die letzten Alphabet Quartalszahlen September 2022

Die letzten Quartalszahlen von Alphabet lassen sich zusammenfassend als schwach auslegen. So klettern die Umsatzerlöse im dritten Quartal 2022 nur um 5 Prozent auf einen Wert von fast 69 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis (EBIT einfach erklärt) war mit 21 Prozent auf einen Wert von 16,5 Milliarden US-Dollar deutlich rückläufig.

Finanzdaten von Alphabet

Quelle: Finanzdaten von Alphabet

Hierbei handelt es sich um Zahlen, die man so vom Marktführer im Wachstumsmarkt Online-Werbung nicht kennt. Lange Zeit wurden Anleger mit hohen zweistelligen Umsatz- und Ertragszuwächsen verwöhnt.

Die Umsatz- und Ertragsschwäche ist dabei eine Mischung aus vielerlei Sachverhalten. So belastet einerseits der starke US-Dollar das Wachstum des international aufgestellten Konzerns. Andererseits belasten Wachstumskosten sowie die Kosteninflation im Allgemeinen.

Darüber hinaus kämpft Alphabet mit einer Nachfrageschwäche, die sich mit der unsicheren wirtschaftlichen Situationen erklären lässt. Zu guter Letzt sind die schwachen Quartalszahlen auch ein Ausdruck der starken Zahlen des Vorjahresquartals. Hier profitierte das Unternehmen noch von der Corona-Pandemie, die dem Online-Handel einen besonderen Boom bescherte.

Nicht zu vergessen bleiben brancheninterne Probleme. So bereitet der Aufsteiger der Branche, TikTok, auch dem Google-Mutterkonzern immer mehr Probleme. Ablesen kann man dies vor allem an den schwachen Zahlen der Youtube Ads. Sie legten im dritten Quartal 2022 nur noch um 1,8 Prozent zu. Dabei war gerade die Videoplattform in den letzten Jahren eine der treibenden Kräfte des Konzerns.


Alphabet-Aktie: Prognose 2022

Bei der Prognose für das Jahr 2022 bleibt Alphabet verschwiegen. Anleger tappen somit im Dunkeln und müssen sich auf die Meinungen der Analysten verlassen. Und diese prognostizieren gemäß dem Datendienst S&P Global Market Intelligence einen durchschnittlichen Umsatz von 284 Milliarden US-Dollar bei einem EPS von 4,78 US-Dollar. Im Folgejahr 2023 soll ein Umsatz von knapp 310 Milliarden US-Dollar bei einem EPS von 5,38 US-Dollar erreicht werden.

In Summe sollte es damit weiter aufwärts gehen. Im laufenden Jahr könnte somit noch ein knapp zweistelliges Umsatzplus drin sein. Für 2023 soll es nur noch bei 9,2 Prozent liegen. Trotz Wachstum muss man eingestehen, dass das Wachstum des Internetriesen immer langsamer wird.


Wie attraktiv ist die Alphabet-Aktie?

Die Alphabet-Aktie besitzt aufgrund der monopolartigen Stellung im Wachstumsmarkt für Online-Werbung eine hohe Attraktivität. Begleitet wird sie von einer ebenso starken Profitabilität, die auf die Ebene des Free Cashflows durchschlägt. So war es für Alphabet möglich, in den letzten Jahren eine unglaubliche Summe von fast 140 Milliarden US-Dollar zur Seite zu legen.

Alphabet Aktienrückkaufprogramm

Quelle: Alphabet Aktienrückkaufprogramm

Gleichzeitig wurden “kleinere Summen” in Aktienrückkäufe investiert und vor allem in Innovationen. Viele der Technologien von Google sind massentauglich, generieren aber keine Umsätze. Hier könnte ein großes Potenzial vorhanden sein, sollten Produkte wie Waymo oder die Google-Cloud stärker monetarisiert werden.

In der Vergangenheit wurde der Wert von Waymo auf rund 100 Milliarden US-Dollar taxiert. Langfristig könnte er sogar auf eine Viertelmilliarde US-Dollar ansteigen – so Optimisten. Auch die Google-Cloud könnte – angesichts der Bewertungen von Microsoft (ISIN: US5949181045) und Amazon (ISIN: US0231351067) – hoch bewertet werden. Somit dürfte ein Großteil der aktuellen Kapitalisierung von 1,2 Billionen US-Dollar gedeckt sein.

Die Rule of 40 wird nicht mehr bzw. aufgerundet gerade erfüllt. Das heißt, dass die Summe aus Free Cashflow-Marge und Umsatzwachstum circa 40 Prozent beträgt:

Alphabet Rule of 40

Quelle: Alphabet Rule of 40

In der High-Growth-Investing-Analyse gibt es dafür 0 von 3 Punkte:

Alphabet Aktie HGI-Analyse

Quelle: Alphabet Aktie HGI-Analyse

Viele der Probleme, mit denen der Konzern aktuell zu kämpfen hat, dürften sich in der Zukunft von selbst auflösen. Hierzu bräuchte sich der volkswirtschaftliche Ausblick nur erholen. Problematischer könnte jedoch der Erfolg der Kurzvideo-Plattform TikTok sein. Die Chinesen nehmen zurzeit vielen sozialen Netzwerken die Nutzer-Views weg und beanspruchen einen immer größeren Teil der Online-Werbung für sich. Das Werbe-Monopol von Alphabet könnte somit Risse bekommen.

Kennzahlen der Alphabet-Aktie

Quelle: Kennzahlen der Alphabet-Aktie

Mit einem erwarteten KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis einfach erklärt) von 19,7 werden bereits viele Risiken der Alphabet-Aktie eingepreist, was sie als ein mögliches Value-Investment erscheinen lässt. So sehen es wahrscheinlich auch die 44 Analysten, die die Alphabet-Aktie zum Kauf empfehlen. Nur vier Analysten raten zum Halten, kein Analyst rät zu einem Verkauf.

Alphabet Aktie Analysen

Quelle: Alphabet Aktie Analysen

In unseren Strategien wird die Alphabet-Aktie in keiner Analyse als Topscorer geführt. Ein Einstieg würde sich somit nicht aufdrängen. Dafür spricht auch, dass die Aktie noch keinen wirklichen Boden gefunden hat. Sollte sich dies ändern, so könnte ein Levermann-Score von 4 ein guter Alarm sein, um sich die Aktie erneut anzuschauen.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Alphabet besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.