Capcom-Aktienanalyse: Japanische Gaming-Perle mit Übernahme Fantasie

12.09.2023 | Frank Seehawer

Capcom Aktienanalyse

Die Gaming-Branche boomt schon seit Jahren und dieser Trend sollte auch in den kommenden Jahren anhalten. Ein Unternehmen, das von dieser Entwicklung ebenfalls profitieren sollte, ist die japanische Capcom-Aktie (ISIN: JP3218900003). Hier handelt es sich um einen weniger bekannten Spieleentwickler, der aber durch ein großes Spiele-Portfolio und eine globale Aufstellung überzeugt.

Capcom Aktienkurs

Quelle: Capcom Aktienkurs

Das Wachstum hebt gerade richtig ab bei einer noch bezahlbaren Bewertung. Die Profitabilität ist hoch, Schulden existieren keine. Darüber hinaus gibt es Übernahmefantasie. Aber kann die Capcom-Aktie auch ein lohnendes Investment sein? Dieser Frage wollen wir in der folgenden Capcom Aktienanalyse nachgehen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Capcom ist ein führender japanischer Spieleentwickler
  • Ein starkes Spiele-Portfolio und die globale Aufstellung überzeugen
  • Das Wachstum ist explosiv, die Bewertung noch bezahlbar
  • Aber es gibt Risiken, die man im Auge behalten sollte

Unternehmensprofil Capcom – führender Spieleentwickler als Japan

Capcom ist ein japanisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, Veröffentlichung und den Vertrieb von Videospielen spezialisiert hat. Ihr Geschäftsmodell konzentriert sich hauptsächlich auf die Schaffung von erstklassigen Unterhaltungserlebnissen für Gamer auf der ganzen Welt. Im Gegensatz zu anderen Spieleentwicklern wie Sony, Activision Blizzard oder Zynga liegt der Schwerpunkt von Capcom auf der Spieleentwicklung und dem Aufbau von starken Marken.

Der Markt der Spieleentwickler ist seit jeher hart umkämpft und bietet Neueinsteigern wenig Hürden. So konnten in den vergangenen Jahren besonders mobile Spieleentwickler durchstarten. Allerdings birgt das Geschäft mit Computerspielen einige Risiken. So kostet deren Entwicklung – ähnlich wie bei Kinofilmen – richtig viel Geld. Ein Erfolg ist dabei keineswegs garantiert. Schafft man es dennoch einen Hit zu landen, so muss dieser Erfolg wiederholt werden, um eine nachhaltige Basis zu schaffen. Ein breites Portfolio an bekannten Spielen ist hilfreich. Viele Spieleentwickler scheitern hier.

Anders sieht es bei Capcom aus:

Das Unternehmen verkauft mittlerweile 307 Spieletitel in 230 Ländern der Welt. Sie stellen nicht nur die Basis des Unternehmenserfolgs dar, sondern auch die Grundlage für zukünftiges Wachstum. Die globale Ausrichtung ist eines der Erfolgskriterien der Japaner. Im Heimatmarkt werden mittlerweile noch rund 20 Prozent der Produkte verkauft.


Bekannte Capcom-Spiele

Capcom ist bekannt für die Entwicklung von erfolgreichen Spielreihen wie "Resident Evil", "Street Fighter", "Monster Hunter" und viele andere. Die Japaner investieren dabei erhebliche Ressourcen in die Qualität und Innovation ihrer Spiele, um die Bedürfnisse der Spieler zu befriedigen. Darüber hinaus optimiert das Unternehmen den Wert seiner IP (Intellectual Property) durch die Lizenzierung seiner Charaktere und Marken für Merchandising, Filme und andere Medien. Dies schafft zusätzliche Einnahmequellen und fördert die Markenbekanntheit von Capcom. Eine Strategie, die auch bei Nintendo fruchtet (zur Nintendo Aktienanalyse ➜).

Capcom Investor Presentation Q1/2023

Quelle: Capcom Investor Presentation Q1/2023

Eine weitere wichtige Säule ihres Geschäftsmodells ist der Vertrieb ihrer Spiele über digitale Plattformen. Capcom betreibt eigene digitale Vertriebsplattformen wie den "Capcom Store" und nutzt gleichzeitig Drittanbieter-Plattformen wie Steam, PlayStation Network und Xbox Live, um die Spiele direkt an die Spieler zu verkaufen. Diese strategische Präsenz auf verschiedenen Plattformen ermöglicht es, eine breite Zielgruppe zu erreichen und den Verkauf von Spielen zu steigern.


Geschäftsfelder von Capcom

Capcom ist in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig. Der wichtigste Bereich stellt Digital-Contents dar, der für 78 Prozent der Gesamtumsätze im Geschäftsjahr 2022 steht. Der Bereich konzentriert sich auf die Entwicklung, Veröffentlichung und den Vertrieb von digitalen Videospielinhalten.

Capcom Investor Relations Homepage

Quelle: Capcom Investor Relations Homepage

Hierzu gehören:

Spieleentwicklung: Capcom ist bekannt für die Entwicklung von beliebten Spielreihen wie "Resident Evil", "Street Fighter", "Monster Hunter", "Devil May Cry" und viele andere. Sie schaffen qualitativ hochwertige Spiele, sowohl für Konsolen als auch für den PC.

Digitale Vertriebsplattformen: Capcom betreibt eigene digitale Vertriebsplattformen wie den "Capcom Store" und nutzt Drittanbieter-Plattformen wie Steam, PlayStation Network und Xbox Live, um Spiele direkt an die Spieler zu verkaufen.

Lizenzen und Merchandising: Das Unternehmen verbessert den Wert der Videospiele durch die Lizenzierung seiner Charaktere und Marken für Merchandising, Filme und andere Medien.


Arcade Operations

Capcom betreibt auch Arcade-Spielhallen, in denen sie klassische und moderne Arcade-Spiele anbieten. Diese Spielhallen sind in Japan und anderen Teilen der Welt beliebt und bieten den Spielern die Möglichkeit, Capcom-Spiele in einer traditionellen Arcade-Umgebung zu genießen.


Amusement Equipments

In diesem Geschäftsfeld entwickelt Capcom Unterhaltungsgeräte und -ausrüstungen für Arcade-Spielhallen sowie andere Unterhaltungseinrichtungen. Dazu gehören Arcade-Spielautomaten, Pachinko-Maschinen und andere Unterhaltungsgeräte, die in Spielhallen und Freizeiteinrichtungen verwendet werden.


Other Businesses

Im Geschäftsfeld "Other Businesses" fallen verschiedene weitere Aktivitäten von Capcom, die nicht unmittelbar mit Videospielen zusammenhängen. Dies kann Dinge wie die Produktion von Filmen und Animationen basierend auf ihren Marken, die Entwicklung von mobilen Apps oder andere nicht-kerngeschäftliche Aktivitäten umfassen.


Unterschiede zu anderen Spieleentwicklern

Im Vergleich zu anderen Unternehmen wie, Sony, das ein breites Spektrum von Unterhaltungselektronik und Medienangeboten anbietet, Activision Blizzard, das sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Online-Spielen konzentriert, und Zynga, das auf Mobile Gaming und soziale Spiele spezialisiert ist, hat Capcom ein klar definiertes Geschäftsmodell, das sich auf traditionelle Videospielentwicklung und Markenmanagement konzentriert – ein Geschäftsmodell, das funktioniert. Die beeindruckenden Wachstumsraten geben dem Unternehmen recht.

Investor Presentation FY 2022

Quelle: Investor Presentation FY 2022

Angetrieben wird das Wachstum dabei vorwiegend durch bestehende Spieletitel, neue Spiel-Entwicklungen sowie die Expansion in neue Geschäftsfelder wie z.B. E-Sport, Media oder Mobile.

Investor Presentation FY 2022

Quelle: Investor Presentation FY 2022

Die letzten Capcom Quartalszahlen Juni 2023

Die letzten Capcom Quartalszahlen vom Juni 2023 (erste Quartal 2023/2024) zeigen ein explosives Wachstum auf. Hier konnte der Umsatz um 73,8 Prozent auf 43,9 Milliarden Yen gesteigert werden, das operative Ergebnis erhöhte sich dabei um 99,4 Prozent auf 24 Milliarden Yen.

Capcom Quartalszahlen

Quelle: Capcom Quartalszahlen

Einen besonderen Anteil am Erfolg hat das aktuelle Resident Evil 4 Remake, das innerhalb von nur ein paar Tagen über 3 Millionen Mal verkauft wurde. Aber auch sonst scheint es im Spiele-Portfolio rund zu laufen: Capcom hat im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022/2023 so viele Spiele verkauft wie nie zuvor. Dazu beigetragen haben neben Resident Evil auch Devil May Cry und Monster Hunter.


Capcom-Aktie Prognose 2023/2024

Für das Gesamtjahr 2023/2024 mit Geschäftsjahresende im März 2024 liegen nach Veröffentlichung der ersten Quartalszahlen konkrete Prognosen für das Gesamtjahr vor. Diese sehen einen Umsatz von 140.000 Millionen Yen vor bei einem operativen Ergebnis von 56.000 Millionen Yen.

Press Release Capcom July 26, 2023

Quelle: Press Release Capcom July 26, 2023

Verglichen mit einem Umsatz von 125.930 Millionen Yen würde dies einem erwarteten Umsatzwachstum von 11,17 Prozent entsprechen. Die Schätzungen von Analysten liegen leicht über dem des Managements:

Capcom Umsatzprognose

Quelle: Capcom Umsatzprognose

Das operative Ergebnis wird gegenüber dem Vorjahreswert mit einem Wachstum von etwas über 10 Prozent erwartet. Beim Nettoergebnis wird mit einem ebenfalls unterproportionalen Anstieg von 9 Prozent gerechnet.

Capcom Investor Relations - Medium-term Management Objective

Quelle: Capcom Investor Relations - Medium-term Management Objective

Wichtige Kennzahlen der Capcom-Aktie aus der High-Growth-Investing-Analyse

Die Capcom-Aktie überzeugt in der HGI-Analyse mit einem Score von 17 Punkten. Damit erreicht die Aktie des japanischen Spieleentwicklers fast die Höchstpunktzahl von 18 Punkten. In diesem Zusammenhang lohnt sich daher der Blick auf die einzige Schwäche der Aktie: die Bewertung.

Für eine Wachstumsaktie ist Capcom mit einem EV/Sales Ratio von 8,1 nicht günstig. Teuer hingegen ist die Aktie auch nicht, weshalb es in dieser Punkte-Kategorie nur zwei von drei möglichen Punkten gab.

HGI-Score der Capcom-Aktie

Quelle: HGI-Score der Capcom-Aktie

Besonders beeindruckt das hohe Umsatzwachstum der letzten zwölf Monate von über 66 Prozent. Erklärbar ist dieses durch Releases neuer Titel, die zu sprunghaften Umsatzanstiegen führten. Nachhaltig ist diese Entwicklung jedoch nicht. Bereits für das laufende Geschäftsjahr wird nach einem explosiven Start ins Jahr mit einem deutlich schwächeren Wachstum gerechnet. Es soll knapp zweistellig ausfallen. Damit dürfte Capcom mittelfristig aus dieser Kategorie drei Punkte verlieren. Ein Topscorer wäre die Aktie dann aber immer noch, sollten die anderen Kategorien weiterhin gut aussehen.

In Summe lässt sich die Capcom-Aktie damit als eine profitabel wachsende Aktie klassifizieren, die einer besonderen Zyklik unterliegt.

Spieleentwickler Vergleich

Quelle: Spieleentwickler Vergleich

Vergleicht man sie mit anderen Spieleentwicklern, so überzeugt sie durch ein diversifiziertes Markenportfolio mit Spielen wie Street Fighter oder Resident Evil. Neben der Profitabilität überzeugen auch die Cash-Reserven, die ein Vielfaches der Erträge ausmachen. Sie stehen für eine hohe Flexibilität und Unabhängigkeit


Bewertung der Capcom-Aktie

Die Bewertung der Capcom-Aktie ist mit einem Umsatz-Multiplikator bezogen auf den Enterprise Value von 8,1 als möglicherweise fair einzustufen. Das Unternehmen verzeichnete zuletzt ein exorbitant hohes Wachstum von über 70 Prozent. Mittelfristig sollte dieses aber stark nachlassen und nur noch knapp zweistellig ausfallen.

Blickt man auf das KGV, welches mit knapp 31 erwartet wird, so muss man doch zugeben, dass ein gewisser Premium-Aufschlag für das Wachstumspotenzial gefordert wird. Der Free Cashflow-Multiplikator bewegt sich in einer ähnlichen Sphäre.

aktien.guide Kennzahlen

Quelle: aktien.guide Kennzahlen

Die Rule of 40 (Rule of 40 Score einfach erklärt) erfüllt Capcom nun wieder. Der historische Verlauf zeigt, dass der Rule of 40 Score nicht konstant erfüllt werden konnte.

Capcom Rule-of-40 Score

Quelle: Capcom Rule-of-40 Score

Es bleibt spannend, ob Capcom nun länger die Rule of 40 erfüllen kann oder nicht. In Japan erfüllen nur 11 Aktien die Rule of 40 (Stand 12. September 2023). Capcom hat den zweithöchsten Rule of 40 Score!


Capcom Dividende

Capcom ist übrigens auch ein solider Dividendenzahler:

Capcom Dividende

Quelle: Capcom Dividende

Die Ausschüttung der Capcom Aktie Dividende erfolgt 2-mal im Jahr. Um eine Dividende zu erhalten, sollte man in der Regel vor dem Ex-Tag die Capcom Aktie besitzen. Der nächste Ex-Tag ist am 28.09.2023 und der Zahltag voraussichtlich am 02.10.2023. Es wird eine Dividende von 27 JPY prognostiziert.


Fazit zur Capcom-Aktie

Die Capcom-Aktie überzeugt nicht nur in der HGI-Analyse, sondern auch in der Levermann-Strategie. Zwar gibt es regelmäßige Dividendenausschüttungen, für einen Platz auf der Topscorer-Liste der Dividendenstrategie reicht es jedoch noch nicht ganz.

Somit steht fest: Aus aktueller Sicht gibt es viele Argumente, die für die Aktie sprechen. Fundamental überzeugt Capcom mit guten Bilanzwerten. Auch die Ertragsperspektive ist überzeugend. Ein hohes Wachstum bei starker Profitabilität sind wichtige Argumente für die Aktie. Ebenfalls spannend könnte die ewige Diskussion um eine Übernahme sein. In der Vergangenheit versuchte man regelmäßig, eine feindliche Übernahme zu verhindern. Zu groß ist die Abhängigkeit von Einzeltiteln, zu klein ist man auf dem Weltmarkt. Microsoft und Sony wurden in diesem Zusammenhang immer wieder als mögliche Käufer genannt.

Jedoch gibt es auch Risiken, die sich mit der Spieleentwicklung selbst beschreiben lassen. So handelt es sich um ein grundlegend zyklisches Geschäft, das stark von der Entwicklung und dem Erfolg einzelner Titel abhängt. Aktuell spielt dies Capcom in die Karten. Langfristig muss das Unternehmen jedoch beweisen, dass es seine erfolgreichen Spiele attraktiv halten kann. Doch damit nicht genug: Der Einstieg in das Geschäft mit mobilen Spielen steht bevor und muss gelingen, um die erfolgsverwöhnten Investoren weiterhin zufriedenzustellen.

Capcom Kursziel

Quelle: Capcom Kursziel

Blickt man auf die Analystenschätzungen, so raten derzeit 53 Prozent zu einem Kauf, während 40 Prozent zu einem Halten raten. Nur 7 Prozent der Analysten empfehlen sie zu verkaufen. Damit fällt das Bild der Capcom-Aktie gemischt aus. Das durchschnittliche Kursziel ist mit -2,8 Prozent negativ, was auf eine Überreizung des Aktienkurses hindeuten könnte.

Wer sich dennoch nicht den langfristigen Wachstumsperspektiven des japanischen Spieleentwicklers verschließen möchte, aber auf eine bessere Bewertung wartet, für den könnte ein entsprechender Alarm sinnvoll erscheinen. Hier könnte sich beispielsweise ein KGV von 20 anbieten, um sich die Aktie erneut anzuschauen.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Capcom besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.