Nike Aktie: Goldene Zeiten durch den Direct-to-Customer Trend?

05.08.2021 | Tobias Scheufele

Nike Aktie Beitragsbild

Cristiano Ronaldo, LeBron James, Tiger Woods – sie alle haben einen gemeinsamen Sponsor und Werbepartner: Der Sportartikelhersteller Nike. Zusammen sorgen sie dafür, dass Sportswear einer der großen Trends der heutigen Zeit wurde. Erst im vergangenen Quartal konnte Nike erneut einen Umsatzrekord von 12,3 Milliarden Dollar erzielen und seine Verkäufe im Vergleich zum Vorjahresquartal um 96 Prozent und im Vergleich zum selben Quartal im Jahr 2019, das noch nicht durch das Coronavirus beeinflusst wurde, um immerhin 21 Prozent steigern.

Der Aktienkurs der Nike Aktie (ISIN: US6541061031) quittierte dieses herausragende Ergebnis mit einem Kurssprung von sagenhaften 15 Prozent am Tag der Bekanntgabe. Die Aktie von Nike kann in den vergangenen 12 Monaten ein Kursplus von über 70 Prozent vorweisen.

In den Monaten vor der Bekanntgabe der letzten Zahlen befand sich der Aktienkurs des Unternehmens seit September 2020 in einer mehrmonatigen Seitwärtsphase, wie der folgende Chart verdeutlicht.

Nike Aktienkurs 1 Jahr

Nach dem kürzlichen Kurssprung hat die Aktie mittlerweile ein sehr hohes Bewertungsniveau erreicht. Das KGV der letzten 12 Monate beläuft sich auf mehr als 47 und ist somit fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt des Dow Jones, dessen KGV bei 24 liegt. Doch ist die im wahrsten Sinne des Wortes sportliche Bewertung für das Unternehmen gerechtfertigt? Steht Nike durch die Trends zur legeren Bürokleidung, bedingt durch mehr Homeoffice und des Direct-to-Customer Verkaufs erst am Anfang eines goldenen Zyklus? Lesen Sie in der folgenden Aktienanalyse unsere Einschätzung zur Nike Aktie.


Unternehmensprofil Nike

Nike wurde im Jahr 1964 von Phil Knight in Oregon (USA) gegründet. Das Geschäftsmodell sieht vor, athletische Produkte und Dienstleistungen zu designen, entwickeln und verkaufen. Dabei verfolgt Nike das Ziel, jedem Athleten dieser Welt Inspiration und Innovation mithilfe seiner Produkte bereitzustellen.

Nike gehören unter anderem die weltweit bekannten und sehr erfolgreiche Marken Jordan und Converse. Das Unternehmen ist seit vielen Jahren der größte Hersteller von Sportartikeln weltweit. Die Produkte werden sowohl direkt an den Kunden mittels eigener Flagship-Stores sowie mittels Online Shops, als auch indirekt über Distributoren und Lizenznehmer vertrieben. Das Unternehmen fokussiert sich hierbei auf Produkte aus den Kategorien Running, Basketball, Fußball, Training und Sportswear. Außerdem spielen die Jordan-Marken eine übergeordnete Rolle im Unternehmen, womit Nike seine Innovationskraft und sein Premium-Image unter Beweis stellen möchte. Folglich sind die Jordan-Marken laut eigenen Angaben, neben Sportswear und Running-Produkten, auch unter den aktuellen Bestsellern.

Den größten Absatzmarkt von Nike stellt mit 39 Prozent aller Umsätze weiterhin die USA dar, wenngleich dieser in den vergangenen Jahren leicht an Bedeutung verloren hat (41 Prozent in 2019, 42 Prozent in 2018). Im Gegenzug gewinnt die Region China an Bedeutung für das Unternehmen. Daran konnte auch die kürzlich veröffentlichte Besorgnis über die chinesischen Arbeitslager sowie der folgende Boykottaufruf von Nike-Produkten durch chinesische Influencer nichts ändern. Bereits vor Ausbruch des Coronavirus konnte das Unternehmen in Europa und China um 9 Prozent respektive 18 Prozent wachsen, während in den USA ein Umsatzrückgang von 2 Prozent verzeichnet wurde.

Interessanterweise werden rund zwei Drittel aller Verkäufe durch das Segment Footwear erzielt. Dies zeigt zum Einen die hohe Abhängigkeit Nikes vom Trend zu “casual Footwear”. Zum Anderen verdeutlicht dies die einzigartige Stellung der Unternehmens in diesem Segment, unterstützt durch Converse und die Jordan-Marken. Im Vergleich dazu erzielt Adidas rund 56 Prozent und Puma 45 Prozent des Umsatzes durch Footwear.


Zahlen und Ausblick der Nike Aktie

Die Zahlen für das vierte Quartal des bereits am 31. Mai beendeten Geschäftsjahres 2021 lesen sich beeindruckend. Es war Nike möglich, seine Umsätze um 96 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und um 21 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2019 zu steigern. Dies lag insbesondere an der Wiedereröffnung der Geschäfte von Dritthändlern. Jedoch wuchsen auch die Online- und Direktverkäufe von Nike um weitere 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies ist insofern beeindruckend, da der Onlinehandel von Nike im vergangenen Jahr coronabedingt bereits um 147 Prozent anstieg. Das rasante Wachstum konnte also auf einem deutlich höheren Niveau fortgesetzt werden.

Für das Gesamtjahr berichtete Nike ein Umsatzwachstum von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Direktverkäufe von Nike an den Konsumenten stiegen im Gesamtjahr um 32 Prozent. Diese bestehen aus Onlineverkäufen durch den Nike-Onlineshop sowie Direktverkäufen durch die Nike Stores. Die Onlineumsätze konnten hierbei sogar um weitere 64 Prozent gesteigert werden, was auch an den geschlossenen Läden besonders im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres lag.

Die Bruttomarge (engl. gross margin) ist auf 44,8 Prozent gegenüber 43,4 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Im Jahr 2019 lag die Marge bei 44,7 Prozent. Ursächlich hierfür sind neben gesunkenen Produktionskosten und höheren Transportauslastungen auch die gesunkenen Kosten durch den Onlineverkauf.

Nike Aktie EBIT-Marge 3 Jahre

Auch bei der EBIT-Marge lässt sich ein positiver Trend erkennen, wie das obige Chart zeigt. Nach einem coronabedingten Rückgang der Marge in 2020 liegt die EBIT-Marge mittlerweile über dem “Vor-Corona-Niveau”.


Wichtige Kennzahlen der Nike Aktie

Eine der interessantesten Kennzahlen von Nike ist die in den letzten Jahren gestiegene Profitabilität. Neben der höheren EBIT-Marge konnte auch die Eigenkapitalrendite in den letzten drei Jahren gesteigert werden. Diese liegt auf einem 3-Jahreshoch bei knapp 45 Prozent.

Nike Aktie Eigenkapitalrendite 3 Jahre

Nach der Levermann Analyse ist dies, wie die gestiegene EBIT-Marge, als sehr positiv zu werten. Die erhöhte Eigenkapitalrendite ist allerdings nicht nur Folge gestiegener Profitabilität, sondern auch einer Reduktion des Eigenkapitals zugunsten von Fremdkapital. Durch die niedrigen Zinsen ist es für Unternehmen derzeit lukrativer, sich mit Fremdkapital zu finanzieren. Dennoch ist die Eigenkapitalquote von Nike mit 34 Prozent weiterhin hoch und es besteht kein Anlass zur Sorge.

Weiterhin verfügt das Unternehmen über 10 Milliarden Dollar an Cash-Reserven, womit das Unternehmen problemlos alle kurzfristigen Verbindlichkeiten bezahlen könnte. Auch die Gesamtverbindlichkeiten sind durch Vermögenswerte gedeckt und die Bilanz wirkt sehr solide und gesund.


Nike Aktie Gewinnwachstum 3 Jahre


Mit Ausnahme der Monate nach Ausbruch des Corona-Virus liegt das geschätzte Gewinnwachstum für das kommende Jahr in Relation zum aktuellen Geschäftsjahr seit Beginn des Jahres 2019 konstant bei knapp unter 20 Prozent. Derzeit werden knapp 17 Prozent Gewinnwachstum für das kommende Jahr erwartet.


Wie viel Dividende zahlt Nike?

Final sind die Dividendenzahlungen des Unternehmens hervorzuheben. Zwar musste Nike in den Jahren 2016 und 2018 die Dividende senken, zahlt jedoch seit über 10 Jahren eine (vierteljährliche) Dividende. Diese wurde in den letzten 5 Jahren um mehr als 18 Prozent jährlich erhöht. Allerdings ist die Dividendenrendite mit aktuell 0,6 Prozent gering und auch deutlich niedriger als der 10-Jahres Durchschnitt von 1,1 Prozent. Die Ausschüttungsquote bzw. das “Payout 3 Jahre” bietet mit circa 55 Prozent noch Spielraum für weitere Dividendenerhöhungen in der Zukunft.


Bewertung der Nike Aktie

Wie in der neuen Fundamental-Charts-Funktion sichtbar, hat sich trotz des stark gestiegenen Aktienkurses über die vergangenen zwei Jahre die Bewertung der Nike Aktie gemessen am KGV nicht sichtbar erhöht. Im Gegenteil, aufgrund der starken Quartalszahlen Ende Juni ist die Aktie zumindest bezogen auf das KGV der letzten 12 Monate niedriger bewertet als noch zu Beginn des Jahres 2019.

Nike Aktie Fundamentaldaten-Charts Aktienkurs Kurs-Gewinn-Verhältnis 3 Jahre

Dennoch ist die Bewertung für ein Gewinnwachstum von unter 20 Prozent sehr hoch und auch das Forward-KGV liegt bei knapp 39. Das Forward KGV hat in den letzten 3 Jahren deutlich zugenommen. Auch im Vergleich zur Adidas Aktie, das zwar ein KGV der letzten 12 Monate von 62 aufweist, dessen 5-Jahres KGV jedoch bei knapp 39 liegt, wirkt Nike derzeit teuer.


Fazit zur Nike Aktie

Nike profitiert aktuell von einer ganzen Reihe von Megatrends, die von einer sportlicheren und gesunden Lebensweise bis hin zu legerer Kleidung reichen. Zudem finden durch die derzeit laufenden Olympischen Spiele sowie die gerade abgelaufene Fußball Europa- und die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr eine Reihe von Großevents statt, die die Bekanntheit und Popularität neuer Produkte durch zahlreiche Markenbotschafter weiter steigern. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich der Sportbekleidung und der Konkurrenz bezüglich des offline, aber vor allem auch online Umsatzes weit voraus.

Dennoch gilt es einige Risiken zu berücksichtigen. Die Nike Aktie ist im Vergleich zur Adidas Aktie teuer. Unternehmen wie Puma oder Lululemon weisen ebenfalls sehr hohe Bewertungen auf, bedienen jedoch teilweise andere Segmente (Lululemon) oder weisen deutlich höhere Wachstumsraten in Umsatz und Gewinn aus (Puma).

Zudem ist die hohe Abhängigkeit von Schuhen zu bemängeln. Derzeit sorgt dies für florierende Geschäfte und hohe Absatzzahlen. Sollte Nike hier allerdings einen Trend verpassen oder die Arbeitskleidung weg von Sneakers wieder formeller werden, könnte sich diese Abhängigkeit schnell negativ auswirken.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Nike besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


Autor: Tobias Scheufele

Als Masterabsolvent im Bereich Accounting & Finance, kennt sich Tobias Scheufele bestens mit der Finanztheorie aus. Er arbeitet bei der KPMG im Bereich "Valuation" und sammelte bereits bei der BMW AG im Bereich Investor Relations Erfahrungen. Seine Leidenschaft für Aktienanalysen hat er beim aktien.guide eingebracht.