LGI Homes Aktie – Profiteur des Immobilienbooms als doppelter Topscorer

01.07.2021 | Tobias Scheufele

LGI Holmes Aktie - Immobilie zum Verkauf Titelbild

Nach der Finanzkrise 2008 und dem Platzen des aufgeblähten Immobilienmarkts litt der amerikanische Immobilienmarkt über Jahre hinweg. In den letzten Jahren kam jedoch es zu einer deutlichen Erholung. Laut einem Artikel der amerikanischen CNN nimmt diese teilweise schon wieder absurde Züge an. Es kommt zu Bieterwettbewerben mit Angeboten, die Kryptowährungen beinhalten und Käufen von gleich mehreren Häusern auf einmal bei demselben Anbieter. Eine deutliche Überzahlung des Ursprungspreises ist hierbei fast schon Standard.

Einer der großen Profiteure des neuen amerikanischen Immobilienbooms ist die LGI Homes Aktie (ISIN: US50187T1060). Das Unternehmen spezialisiert sich auf den Immobilienbau und anschließenden -verkauf . Das Unternehmen ging 2013 an die Börse und kann seitdem als große Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Allein in den letzten 5 Jahren belief sich die Aktienkursentwicklung auf über 400 Prozent.

LGI Holmes Aktie - Aktienkursentwicklung 5 Jahre

Dabei wirkt das Unternehmen trotz des stark gestiegenen Kurses günstig und weist derzeit bei einem Umsatzwachstum von mehr als 30 Prozent nur ein EV/Sales von 1,6 und ein KGV von knapp über 10 aus. Auch der Free Cash-Flow ist positiv und liegt bei 302 Millionen Dollar, wobei das Unternehmen lediglich eine Marktkapitalisierung von 3,8 Milliarden Dollar aufweist.

Für einen zweifachen Topscorer in der Levermann- und der HGI-Analyse erscheint dies sehr günstig. Doch ist das Unternehmen wirklich stark unterbewertet? Welche Risiken liegen besonders im amerikanischen Immobilienmarkt? Diesen Fragen versucht die folgende Aktienanalyse nachzugehen.


LGI Homes – Profiteur des American Dreams

LGI Homes wurde im Jahr 2003 gegründet und ging 2013 an die Börse. Das Unternehmen beschreibt sein Geschäftsmodell als das Designen, Bauen und Verkaufen von Häusern in den USA. LGI Homes bedient dabei zwar nur 20 der 50 US-Staaten, ist jedoch in durchaus lukrativen Regionen wie Kalifornien, Texas oder Florida aktiv. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Delaware und bezeichnet sich selbst als einen der am stärksten wachsenden institutionellen Anbieter von Bauprojekten für Eigentumshäuser. Derzeit ist LGI Homes nach eigenen Angaben auf Rang 10 der größten Anbieter von Häusern in den USA.


Die Zielgruppe sind vornehmlich Erstkäufer von Häusern und ehemalige Mieter.

Die Geschäftsabwicklung von LGI Homes läuft, wie auch auf anderen Plattformen, komplett online ab. Ein potenzieller Kunde kann seine Wunschimmobilie über die Postleitzahl, den Ort oder die Gemeinde suchen und bekommt dann die verfügbaren Immobilien angezeigt. Die Immobilien sind ausschließlich Einfamilienhäuser und sehr einheitlich gebaut. Dies ist einem hohen Standardisierungsgrad geschuldet, der laut Unternehmenspräsentation einer der Gründe für die operative Profitabilität sowie die vergleichsweise niedrigen Preise ist.

Der Gesamtpreis inklusive Tilgungsoptionen wird bereits auf der Übersichtsseite angegeben.So macht es beispielsweise auch immobilienscout24. Hat ein Kunde das passende Haus ausgewählt, kann er entweder weitergehende Informationen anfragen oder eine Hausbesichtigung buchen.

Durch die hohe Standardisierung veranschlagt das Unternehmen eine Bauzeit von 80 bis 105 Tagen pro Haus und eine Zeit von 4 bis 6 Monaten von Baustart bis zum Hausverkauf. Dies ermöglicht es LGI Homes, extrem effizient zu arbeiten. Insgesamt zielt das Unternehmen darauf ab, eine Projektpipeline über ca. 3 bis 5 Jahre mit Projekten in verschiedensten Entwicklungsstufen zu haben. Derzeit hat das Unternehmen etwas mehr als 67.000 Bauvorhaben, wovon LGI Homes in 57 Prozent der Fälle Eigentümer ist und die restlichen 43 Prozent verwaltet.

Des Weiteren ist zu erwähnen, dass das Unternehmen sehr selektiv bei Akquisitionen vorgeht. Seit dem IPO in 2013 wurden nur zwei Übernahmen getätigt: Oakmont Homes wurde 2014 und Wynn Homes 2018 übernommen.


Die letzten Quartalsergebnisse und Ausblick der LGI Homes Aktie

Die Quartalszahlen für Q1/2021 lesen sich mehr als beeindruckend. Die Umsätze konnten um 55 Prozent gesteigert werden, welche sich aus um 40 Prozent gestiegenen Verkäufen und um 11 Prozent höheren Durchschnittspreisen pro Haus zusammensetzten. Auch die Gross Margin (Bruttomarge) konnte um mehr als 3 Prozent auf ca. 29 Prozent ausgeweitet werden. Insgesamt fiel das Nettoergebnis um 133 Prozent höher aus als im Vorjahr.

Auch langfristig sehen die Zahlen beeindruckend aus. Die Verkäufe von Häusern wachsen seit 2014 um jährlich 25,8 Prozent, die Umsätze sogar um 35,5 Prozent. Im gesamten Zeitraum von 7 Jahren haben sich die Umsätze von 383 Millionen Dollar auf 2.619 Millionen Dollar somit mehr als versechsfacht. Die durchschnittlichen Verkaufspreise entwickelten sich von 163.000 Dollar in 2014 zu 260.000 Dollar in den letzten zwölf Monaten.

Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand mit 9.700 bis zu 10.300 Hausverkäufen, was einem Wachstum von 3-10 Prozent entspricht. Während die Gross Margin für das Gesamtjahr auf 26,5 Prozent-28,5 Prozent geschätzt wird, erwartet man weiter steigende durchschnittliche Häuserpreise auf 275.000-285.000 Dollar. Einen Ausblick auf das Umsatz- und Gewinnwachstum gab das Management nicht. Wie unten im Graph sichtbar, ist das Gewinnwachstum in den letzten Jahren sinkend und soll bei ca. 5 Prozent für das kommende Jahr liegen.

LGI Holmes Aktie - Gewinnwachstum


Wichtige Kennzahlen und Aktienkursentwicklung der LGI Homes Aktie

Besonders die hohe Eigenkapitalquote des Unternehmens sticht auf den ersten Blick hervor. Eine Quote von 62 Prozent ist mehr als ungewöhnlich und spricht für eine sehr starke Bilanz. Ein Blick auf den 3-Jahreschart zeigt, dass diese zudem kontinuierlich gesteigert wurde und vor drei Jahren noch bei etwa 45 Prozent lag.

Ansonsten ist, bedingt durch das Geschäftsmodell, eine besonders hohe Gewichtung des Immobilienvermögens auffällig. Dieses beläuft sich auf über 88 Prozent des Gesamtvermögens des Unternehmens. Des Weiteren hat das Unternehmen mit ca. 48 Millionen Dollar einen hohen Cashbestand, der ausreicht, um die gesamten kurzfristigen Verbindlichkeiten von ca. 42 Millionen Dollar zu tilgen. Insgesamt stehen Verbindlichkeiten von 609 Millionen Dollar einem Gesamtvermögen von 1.825 Millionen Dollar gegenüber. Dies spricht für eine sehr solide Bilanz und auch im Falle einer erneuten Immobilienkrise sollten mögliche Abschreibungen auf das Immobilienvermögen für das Unternehmen verkraftbar sein.

Neben der starken Kapitalbasis besticht das Unternehmen in der Levermann Analyse vor allem durch seine hohen operativen Margen. Sowohl für seine Eigenkapitalrendite von 28 Prozent, als auch für seine EBIT-Marge von ca. 15 Prozent bekommt das Unternehmen jeweils einen Punkt nach Levermann. Beide Margen befinden sich nach temporären Rücksetzern infolge der Coronakrise in Q2/2020 auf einem 3-Jahreshoch, wie der Chart der EBIT-Marge beispielhaft demonstriert.

LGI Holmes Aktie - EBIT-Marge

Abschließend zu erwähnen ist die positive Aktienkursentwicklung über die letzten 6 sowie 12 Monate, die für weitere zwei Punkte nach der Levermann-Analyse sorgt. Insgesamt konnte der Kurs des Unternehmens um 36 Prozent respektive 78 Prozent zulegen. Zudem reagierte die Aktie positiv auf die letzten Quartalszahlen.


Bewertung der LGI Homes Aktie

Das Unternehmen ist mit einem KGV von ca. 10 und einem EV/Sales-Verhältnis von 1,6 auf Basis der vergangenen zwölf Monate günstig bewertet. Das derzeitige KGV sowie das Forward-KGV von 9,74 liegen beide deutlich unter dem 5-Jahresdurchschnitt von 13,2. Zudem ist das ”KGV forward” in den vergangenen Monaten deutlich von 15 im Juli 2020 auf aktuell knapp 10 gesunken, wie der nachfolgende Chart verdeutlicht.

LGI Holmes Aktie - KGV forward

Beides spricht für eine historisch gesehen günstige Bewertung. Besonders für ein Unternehmen mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von mehr als 30 Prozent über die vergangenen Jahre ist eine Bewertung mit einem einstelligen ”KGV forward” ungewöhnlich günstig.

Allerdings müssen Immobilienaktien aufgrund ihrer hohen Risiken, die mit der expansiven Kreditvergabe besonders in den USA mit Immobilien verbunden sind, meist einen Bewertungsabschlag hinnehmen. Auch in Deutschland sind beispielsweise die Deutsche Wohnen oder Vonovia mit einstelligen oder sehr niedrigen zweistelligen KGVs bewertet, obwohl sie ein Umsatzwachstum von 22,6 Prozent bzw. 11,8 Prozent aufweisen.

In Anbetracht des historisch hohen Umsatzwachstums und der traditionell höheren Bewertungen in den USA, ist die Bewertung von LGI Homes aktuell dennoch als günstig zu werten. Allerdings war in den vergangenen 3 Jahren eine deutliche Abschwächung des Gewinnwachstums zu erkennen. Sollte sich dieses weiter verschlechtern oder sogar verschwinden, ist die aktuelle Bewertung gerechtfertigt.


Fazit zur LGI Homes Aktie

LGI Homes ist an den derzeitigen Aktienmärkten eines der wenigen Unternehmen, die sowohl hohes Umsatzwachstum als auch hohe Margen und eine günstige Bewertung aufweisen. Das Unternehmen ist nach wie vor gründergeführt. Eric Lipar, der bereits seit den 1990ern auf dem Immobilienmarkt aktiv ist und über einige Erfahrung verfügt, leitet das Unternehmen. Er ist seit 2009 CEO des Unternehmens und seit 2013 zudem als „Chairman of the Board“ tätig, was mit dem Aufsichtsratsvorsitz vergleichbar ist. Diese hohe Machtkonzentration beinhaltet allerdings auch Risiken.

Neben dem erfahrenen CEO ist auch die Innovationsstärke des Unternehmens hervorzuheben. Erst kürzlich verkündete LGI Homes eine umfassende Kooperation mit Modsy, einem führenden Unternehmen für die Online-Visualisierung von Innendesign, um den Kunden weitere Ansichten zu ihren potenziellen Häusern, unter anderem eine 360° Tour durch deren Innenräume, und deren Gestaltung zu ermöglichen.

Jedoch ist das Geschäftsmodell von LGI Homes mit einigen Risiken verbunden. Besonders in den USA ist es aufgrund der weniger strikten Anforderungen an Banken für Kreditvergaben, schwer einzuschätzen, ob es sich bereits um eine Phase der Übertreibung auf dem Immobilienmarkt handelt und wie es um die Bonität der Privatkunden wirklich steht. Der oben erwähnte CNN-Artikel deutet darauf hin, dass es bald zu einer Überhitzung auf dem Immobilienmarkt kommen könnte und LGI Homes weniger erfolgreiche Jahre bevorstehen. Eine Zinserhöhung, die laut FED für 2023 angepeilt wird, könnte ein deutliches Abschwächen des Immobilienbooms bedeuten. Dies indiziert auch das nachlassende Gewinnwachstum. Zudem drängen weitere Unternehmen wie beispielsweise Zillow in den Markt des Hausbaus und Onlineverkaufs, das aufgrund seiner deutlich höheren Börsenbewertung von 29 Milliarden Dollar und einem EV/Sales von ca. 8 ganz andere Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung hat.

Wer gewillt ist, diese Risiken einzugehen, findet in LGI Homes jedoch ein innovatives Unternehmen mit einem visionären CEO zu einer derzeit sehr günstigen Bewertung.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von LGI Homes. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.rechtlichen Hinweise.


Autor: Tobias Scheufele

Als Masterabsolvent im Bereich Accounting & Finance, kennt sich Tobias Scheufele bestens mit der Finanztheorie aus. Er arbeitet bei der KPMG im Bereich "Valuation" und sammelte bereits bei der BMW AG im Bereich Investor Relations Erfahrungen. Seine Leidenschaft für Aktienanalysen hat er beim aktien.guide eingebracht.