Valero Energy Aktie: Bester Dividenden-Topscorer

13.07.2021 | Frank Seehawer

Valero Energy Aktie - Titelbild einer Ölpumpe

Das Zeitalter der Dekarbonisierung hat begonnen. Hierbei geht es um die nachhaltige Reduzierung des CO2-Ausstoßes mit dem übergeordneten Ziel, eine weitere Erderwärmung zu verhindern.

Dieser Prozess hat negative Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle vieler Energieunternehmen. Auch Raffinerien könnten sich bedroht sehen, jedoch ergeben sich für viele Unternehmen auch neue Chancen.

So kann man zumindest das Chancen-Risiko-Profil der Valero Energy Aktie (ISIN: US91913Y1001) beschreiben. Der führende nordamerikanische Raffinerie-Betrieb stellt überwiegend petrochemische Produkte (Chemische Grundstoffe auf Erdölbasis) her, die beim Verbrennungsmotor als Antriebsstoff zum Einsatz kommen.

Das Unternehmen kann damit als zyklisch eingestuft werden. Daher können Umsatz und Gewinn starken Schwankungen unterliegen. In der Dividenden-Analyse sticht die Aktie als einziges Unternehmen mit der bestmöglichen Punktzahl hervor. Ob die Valero Energy Aktie damit ein perfektes Dividenden-Investment sein kann, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse prüfen.


Unternehmensprofil – führender Raffineriebetrieb in den USA

Bei der Valero Energy Corporation handelt es sich um ein amerikanisches Mineralölunternehmen, das sich auf die Herstellung und Vermarktung von Kraftstoffen wie Diesel oder Benzin sowie anderen petrochemischen Produkten fokussiert hat.

Mit einer Marktkapitalisierung von aktuell knapp 30 Milliarden US-Dollar gehört es – mal abgesehen von großen Oil-Majors wie Exxon Mobil oder Chevron – zu den drei größten börsennotierten Raffinerie-Betrieben am US-Kapitalmarkt. Außerdem gehört dem Unternehmen eines der größten Tankstellennetze in Nordamerika.

Das im Jahr 1980 gegründete Unternehmen kam im Geschäftsjahr 2020 auf Gesamtumsätze von knapp 65 Milliarden US-Dollar. Ein Großteil der Umsätze wird im Raffinerie-Geschäft erzielt. Rund 61 Milliarden US-Dollar waren im Geschäftsjahr 2020 diesem Segment zuzuordnen. Das zweitgrößte Segment – mit einem Umsatz von 3,2 Milliarden US-Dollar – ist auf die Herstellung und den Vertrieb von Ethanol zurückzuführen. Das kleinste Segment stellt schließlich Biodiesel mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden US-Dollar dar.

Für das Gesamtjahr 2020 wurde von dem in Texas ansässigen Unternehmen ein operativer Verlust von 1,6 Milliarden US-Dollar ausgewiesen. Der Großteil des operativen Verlustes war auf das Raffineriegeschäft mit 1,3 Milliarden US-Dollar zurückzuführen. Einzig im Bereich Biodiesel konnte ein deutlich positiver operativer Gewinn von 638 Millionen US-Dollar ausgewiesen werden.

Im Vorjahr 2019 sahen die Ergebnisse noch wesentlich erfreulicher aus. Hier konnte ein Jahresumsatz von 108 Milliarden US-Dollar bei einem operativen Ergebnis von 3,8 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet werden. Warum? Das Unternehmen hängt stark von der Entwicklung des Ölpreises sowie der Nachfrage nach petrochemischen Produkten ab. Die Corona-Krise sorgte zu Beginn des Jahres 2020 für einen deutlichen Nachfrageeinbruch.


Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Im ersten Quartal 2021 wurde ein Gesamtumsatz von 20,8 Milliarden US-Dollar, bei einem operativen Verlust von 666 Millionen US-Dollar, generiert. 592 Millionen US-Dollar waren dem Refining-Segment zuzurechnen. Auch diesmal sorgte das Biodiesel-Segment für einen operativen Quartalsüberschuss von 203 Millionen US-Dollar. Dennoch: Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr 2020 um ca. 6 Prozent. Der operative Verlust konnte jedoch von 2,3 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2020 um mehr als 70 Prozent reduziert werden.

Die Umsatz und Gewinnentwicklung verläuft damit nicht identisch mit der Entwicklung des Ölpreises. Dieses Phänomen ist mit dem sogenannten Cracking Spread oder der Cracking Marge zu erklären. Hierbei handelt es sich um die Differenz zwischen dem Preis des Rohöls sowie den daraus gewonnenen Erdöl-Endprodukten. Die Raffinerie-Marge ist dabei von zahlreichen Faktoren abhängig und kann sich ähnlich dynamisch entwickeln wie der Ölpreis. Ist die Marge sehr gering, dann werden nur noch die Raffinerien mit einer günstigen Kostenstruktur profitabel arbeiten können. Im ersten Quartal belief sich die Refining-Marge bei Valero Energy auf 6,68 US-Dollar je Barrel. Gegenüber dem Vorquartal ist sie von 7,24 US-Dollar um fast 8 Prozent gefallen. Abzüglich operativer Kosten sowie Abschreibungen und Amortisationen wurde so ein bereinigter operativer Verlust je Barrel von 2,56 US-Dollar gemacht. Im Vorjahr lag der vergleichbare Gewinn je Barrel bei 1,28 US-Dollar.

Eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr 2021 existiert von dem Unternehmen nicht. Man sei lediglich zuversichtlich für das Refining-Business, weil sich die Produktnachfrage sowie die Cracking Marge im Jahresverlauf verbessern sollten.

Ähnlich sehen es Analysten. Sie schätzen den Gewinn je Aktie für das aktuelle Jahr 2021 auf 0,96 US-Dollar je Aktie nach einem herben Verlust im Geschäftsjahr 2020 von 3,50 US-Dollar. Damit sollte sich die Lage des Unternehmens nach dem Horrorjahr 2020 wieder etwas normalisieren. Deutlich besser könnte der Gewinn je Aktie im Folgejahr 2022 ausfallen. Hier halten Analysten einen Gewinn je Aktie von 5,42 US-Dollar für realisierbar. Der Wert liegt nur leicht unter dem Gewinn je Aktie aus dem Jahr 2019 von 5,84 US-Dollar.


Aktienkursentwicklung und wichtige Dividenden-Kennzahlen der Valero Energy Aktie

Die Valero Energy Aktie ist mit einem Gesamtscore von 15 Punkten ein aktueller Topscorer der Dividendenstrategie. Es ist zugleich auch das einzige Unternehmen, das derzeit die volle Punktzahl im Ranking erreicht. Zusammengefasst lässt sich das Unternehmen damit als eine möglicherweise perfekte Dividendenaktie klassifizieren, welche bei allen Kriterien vollumfänglich überzeugte.

Valero Energy Aktie - Aktienkursentwicklung 5 Jahre

So beläuft sich die aktuelle Dividendenrendite mit 5,4 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 3,6 Prozent. Die Ausschüttungsquote der letzten drei Jahre liegt unter 50 Prozent und über die letzten zehn Jahre wurde jedes Jahr die Dividende erhöht. Das durchschnittliche Dividendenwachstum der letzten fünf Jahre beläuft sich auf hohe 18 Prozent.

Valero Energy Aktie - Dividendenhistorie 10 Jahre


Bewertung der Valero Energy Aktie

Als ein zyklisches Unternehmen ist die Valero Energy Aktie mit einem KGV der letzten drei Jahre sowie mit einem erwarteten KGV für die nächsten zwei Jahre von 22 als teuer einzustufen. Betrachtet man den Fünf-Jahreswert im historischen Verlauf, so lässt sich definitiv ein Anstieg des KGVs feststellen. Im Jahr 2020 (Corona-Crash) konnte man die Aktie für ein Durchschnitts-KGV von gerade einmal 5,4 erwerben. Viele Jahre lag die Bewertung unter 15. Zwar lässt sich ein starkes Ergebniswachstum feststellen, dieses ist jedoch nur auf Erholungseffekte zurückzuführen, was die hohe Bewertung nicht vollumfänglich rechtfertigen kann.

Valero Energy Aktie - KGV 5 Jahre

Sollte der Gewinn je Aktie jedoch – wie von Analysten prognostiziert – auf einen Wert von 5,42 USD-Dollar klettern, so wäre die Aktie bei einem aktuellen Kurs von 72,30 US-Dollar mit einem erwarteten KGV von 13,3 bepreist. Der Wert läge dann wieder im Bereich der historischen Bewertung. Auch der Aktienkurs hat aktuell wieder ein Vorkrisenniveau erreicht. Die alten Allzeithochs aus dem Frühjahr 2018 von deutlich über 120 US-Dollar sind jedoch noch in weiter Ferne.


Fazit zur Valero Energy Aktie

Das es im Jahr 2021 besser für den Kraftstoffhersteller laufen kann, kann man indirekt auch an der guten Entwicklung des Ölpreises ablesen. Dieser befindet sich mit aktuell rund 75 US-Dollar deutlich über dem “Corona-Tief” aus dem Jahr 2020 von 25 US-Dollar – Tendenz steigend.

Der Ölpreis selbst kann aber nicht als Profitabilitätskriterium herangezogen werden, denn schließlich kauft Valero Energy das Rohöl teurer ein und muss es unter hohem Aufwand zu Endprodukten für seine Tankstellen weiterverarbeiten. Die Tatsache, dass die Nachfrage nach Benzin- oder Diesel-Produkten anzieht, könnte die Cracking-Marge positiv beeinflussen.

Grundsätzlich handelt es sich mit Raffinerieprodukten um ein Volumengut, bei dem am Ende nur der Preis zählt. Erfolgreiche Unternehmen sind daher Kostenführer. Zu einem solchen kann man auch Valero Energy zählen. Die Betriebskosten pro Barrel der eigenen 15 Raffinerien gehören zu den niedrigsten der Branche.

Besonders interessant könnte das Thema Biodiesel werden, denn dieser Kraftstoff besitzt eine bessere Klimabilanz und scheint auch noch deutlich geringen Schwankungen zu unterliegen. Außerdem könnte das Segment in Zeiten der Dekarbonisierung eine echte Alternative zu den nicht nachhaltigen Produkten sein.

Die große Gefahr besteht darin, dass durch die Abschaffung des Verbrennungsmotors auch die Nachfrage nach Raffinerie-Produkten stark sinkt. Den Trend der Dekarbonisierung trägt Valero Energy mit Investitionen in Low-Carbon-Projekte Rechnung. Mittelfristig sollte das Geschäftsmodell damit zumindest nicht von der Bildfläche verschwinden. Dennoch bleibt ein Fragezeichen hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit bei einem Investment in Valero Energy.

Nicht vergessen sollte man als Dividendeninvestor die hohe Verschuldung des Unternehmens. Im ersten Quartal 2021 standen hier über 14 Milliarden US-Dollar an Schulden in den Büchern. Sollte die Refining-Marge nachhaltig schwach bleiben und die Verschuldung durch weitere Investitionen weiter ansteigen, dann könnte dies Auswirkungen auf zukünftige Dividendenzahlungen haben.

Wer sich dennoch nicht den Chancen eines zyklischen Marktführers im Refining-Business entgehen lassen möchte, für den könnte die Aktie ein durchaus interessantes Dividenden-Investment mit Wachstumspotenzial im Bereich Biodiesel sein.


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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Valero Energy. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.