SCA-Aktie: Ist Europas größter Waldbesitzer aktuell ein Kauf?

13.04.2020 | Frank Seehawer

SCA Svenska Cellulosa Aktie Analyse - Bild von Wald Baumkronen

Die Klimadiskussion wird uns zukünftig immer stärker beschäftigen, das haben uns die zahlreichen Demonstrationen der jüngeren Generation – Fridays for Future – gelehrt.

Während die großen Kohle- und Ölkonzerne demnach ein Problem haben sollten, so gibt es mit dem größten Waldbesitzer in Europa, Svenska Cellulosa (ISIN: SE0000112724) und der Svenska Cellulosa Aktie einen möglichen Profiteur dieser Entwicklung.

Das Unternehmen bewirtschaftet nachhaltig einen Forstbestand von 2,6 Millionen Hektar in Schweden und ist einer der größten Hersteller von Holz- und Papierprodukten in Europa.

Finanziell ist das Unternehmen gut aufgestellt und auch das erwartete Gewinnwachstum von über 20 Prozent überzeugt. Warum das Unternehmen eine interessante Beimischung im Portfolio sein kann, das werden wir im Folgenden erörtern.


Unternehmensprofil – Waldbesitz und die Verarbeitung von Holz

Svenska Cellulosa (SCA) ist Europas größter privater Waldbesitzer mit 2,6 Millionen Hektar Forst, was rund 6 Prozent der schwedischen Waldfläche entspricht.

Rund um das Kerngeschäft – der Besitz von Wald – hat das im Jahr 1929 gegründete Unternehmen ein Geschäftsmodell entlang der Wertschöpfungskette Holz aufgebaut und gehört heute zu den führenden Holz- und Papierproduzenten in Europa.

SCA bietet Papier für Verpackungen und Druck, Zellstoffe, Holzprodukte, erneuerbare Brennstoffe sowie Dienstleistungen für Waldbesitzer an.

Gemessen an der Umsatzverteilung dominieren die Bereiche Papier (34 Prozent), Wald (26 Prozent) und Holz (24 Prozent). Der Bereich Zellstoff kommt auf 16 Prozent der Konzernumsätze. Zukünftig werden erneuerbare Energien (Windkraft, Holzpellets und Bioethanol) die Geschäfte stärker ergänzen. Die bisherige Leistung von Windkraftprojekten auf eigenen Grundstücken beläuft sich auf 4,4 TWh und soll langfristig auf 11 TWh erhöht werden. Für das Jahr 2022 wird ein EBIT-Beitrag von rund 120 Millionen SEK aus den Windkraftprojekten erwartet.

Geografisch gesehen liegt ein klarer Fokus auf die Absatzregion Europa, da in Asien und im Rest der Welt lediglich 21 Prozent der Umsätze generiert wurden.

Der Total Return, also die Gesamtverzinsung des Waldes, beläuft sich nach Angaben von SCA seit dem Jahr 1956 auf 10 Prozent jährlich. Maßgeblicher Treiber ist mit 6 Prozent der jährliche Anstieg des Bodenwertes.

Zusätzlich könnte die Klimadiskussion positive Effekte auf die Unternehmensentwicklung haben, denn Wälder speichern viel CO2. Auch sollte der Bedarf an klimaneutralen Brennstoffen und Chemikalien ebenfalls steigen – ein Bereich, in dem SCA Kapazitäten aufbaut.


Solide Finanzlage durch Verdopplung des Forst-Vermögens

SCA hatte zum Geschäftsjahresende 2019 Wälder im Wert von 69,7 Milliarden SEK bilanziert. Dem standen Netto-Finanzverbindlichkeiten von 8,6 Milliarden SEK gegenüber. Gemessen am 2019er EBITDA beläuft sich das Net Debt/EBITDA-Verhältnis auf solide 1,6. Das Eigenkapital beläuft sich auf 68,5 Milliarden SEK und wurde durch die Neubewertung des Forst-Vermögens von zuvor 39,1 Milliarden SEK deutlich erhöht.


Analyse der SCA-Aktie – Zahlen aus 2019

Im Geschäftsjahr 2019 wurden in den vier Geschäftsfeldern Wald, Holz, Zellstoff und Papier ein Gesamtumsatz von 19,6 Milliarden SEK erzielt (+4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) erreichte mit 5,3 Milliarden SEK einen Wert, der um 1 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert lag. Beide Werte sind durch Einflüsse geänderter Bewertungsmethoden bereinigt. Die EBITDA-Marge beläuft sich auf 27,2 Prozent.


Ausblick – Analysten erwarten zweistelliges Ergebniswachstum

Einen Ausblick für das Jahr 2020 gibt es vom Management nicht. Die von Analysten stammenden Daten, die der aktien.guide nutzt, zeigen aber ein erwartetes Gewinnwachstum von 22 Prozent auf. Erwartet wird hier ein Gewinn je Aktie für 2020 von 3,91 SEK, der auf 4,77 SEK im Jahr 2021 steigen soll.


Entwicklung der SCA-Aktie

SCA Svenska Cellulosa Aktie Analyse - Entwicklung seit IPO bis heute

Bild zeigt: Quelle: Aktienkursentwicklung der SCA-Aktie vom 31.03.2020; Wallstreet-Online.de

Eine besonders gute Kennzahl der SCA kann mit der Eigenkapitalquote genannt werden. Diese belief sich mit zuletzt knapp 70 Prozent auf einem überdurchschnittlichen Niveau. In der Levermann-Strategie gab es entsprechend einen Punkt.

Anmerken muss man, dass das Eigenkapital sich aufgrund der Anwendung neuer Bilanzierungsregeln deutlich erhöht hat. Die Bewertung des Forst-Vermögens wurde von 33 Milliarden SEK auf knapp 70 Milliarden SEK gesteigert.


Bewertung – Angesichts der Substanz angemessen

Mit einem KGV von aktuell 24 erscheint die SCA-Aktie aus der Ertragsperspektive teuer. Sollte sich ein Gewinnwachstum von nachhaltig 22 Prozent einstellen, so wäre die Aktie eventuell fair bewertet. Ich würde hier allerdings eher ein langfristiges Wachstum im Rahmen der Total Performance des Waldes ansetzen, welcher im langfristigen Durchschnitt bei 10 Prozent lag.

Die Marktkapitalisierung von aktuell rund 66,5 Milliarden SEK liegt 2,9 Prozent unterhalb des bilanzierten Eigenkapitals von 68,5 Milliarden SEK. Aus Substanzsicht wäre die Aktie damit sicher nicht zu teuer. Gemessen am EBITDA des Jahres 2019 errechnet sich ein Faktor von 12,5.

SCA Svenska Cellulosa Aktie Analyse - Entwicklung des KGV


Analyse der SCA-Aktie – Fazit

Ein Investor, der auf der Suche nach Substanzwerten ist, könnte in der SCA-Aktie eine gute Alternative zu Immobilienaktien wie LEG-Immobilien oder Flughafen-Betreibern wie Fraport finden.

Auch könnte Europas größter privater Waldbesitzer ein Profiteur des Klimawandels sein. Hier fehlt es allerdings noch an konkreten Geschäftsmodellen, mit denen das große Geld verdient werden soll. Die Idee ein paar Windräder auf seinen Flächen aufzustellen und die Produktion von Bioethanol auszubauen reicht aus meiner Sicht nicht aus, um für Klimaschutz-Investoren interessant zu werden. Im Kern ist SCA ein Investment in schwedische Wälder.

Die Forstwirtschaft ist aber kein einfaches Geschäft. Das merkt man besonders an den Ergebnis-Margen von SCA. Das große Geschäft wird mit einer vertieften Wertschöpfung bei der Papierproduktion gemacht – ein klassisches Volumen-Geschäft, bei dem am Ende der Preis zählt.

Grundsätzlich profitiert das Unternehmen vom boomenden Online-Handel, der immer mehr Versandlösungen und Verpackungsmaterial benötigt. Auf der anderen Seite bricht aber das Geschäft mit Papier weg, da immer weniger Zeitungen und Zeitschriften gelesen werden.

Der zweite Trend kann im wachsenden Bedarf für Hygieneartikel gesehen werden. In Summe sprechen wir hier aber von zwei Prozent Wachstum.

Am Ende könnte die Entscheidung für eine Unternehmensbeteiligung am Substanzwert und der langfristigen Wertentwicklung des Waldes hängen. SCA rechnet hier mit einer Rendite von 10 Prozent – was für langfristig orientierte Anleger eine interessante Beimischung wäre.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.