PayPal Aktienanalyse: Eine Achterbahnfahrt für Aktionäre

22.11.2022 | Lukas Langer

PayPal Aktienanalyse

Die PayPal-Aktionäre mussten in den vergangenen Monaten und Jahren eine wahre Achterbahnfahrt mitmachen. Die Aktie des global führenden Bezahldienstleisters stieg von Ende November 2017 von 76 US-Dollar auf bis zu 310 US Dollar im Sommer 2021. Daraufhin folgte ein regelrechter Absturz auf aktuell 84 US-Dollar. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dies im 5-Jahreschart des aktien.guide.

PayPal Aktienkurs

Quelle: PayPal Aktienkurs

Auf Sicht von 5 Jahren steht mittlerweile ein mickriges Plus von knapp 12%.

Für die schlechte Aktienkursentwicklung, besonders im Jahr 2022, wo die Aktie mehr als 50% ihres Werts verlor, sorgten neben der allgemeinen Schwäche des Aktienmarktes vor allem operative Probleme.

Doch wie stehen die Chancen auf eine nachhaltige Erholung in den kommenden Monaten und in 2023? Der Quick-Check soll hier einen kurzen Einblick geben.

Das Wichtigste in Kürze
  • Neben der allgemeinen Schwäche im Aktienmarkt kämpft PayPal mit operativen Problemen
  • PayPal setzt zunehmend auf Übernahmen
  • Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt Finanzdienstleistungen zu demokratisieren

Wie verdient PayPal Geld?

Das Unternehmen PayPal wurde laut eigenen Angaben erst im Jahr 2015 in seiner jetzigen Form gegründet, obwohl seine Anfänge, u.a. auch unter Elon Musk, deutlich länger zurückreichen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, das Finanzwesen zu „demokratisieren“ und es Käufern und Verkäufern zu ermöglichen, seine Gelder weltweit auf jedem Gerät zu transferieren.

PayPal verknüpft weltweit mehr als 400 Millionen Accounts, wovon 34 Millionen aktive Händler sind. Das System ermöglicht es, Geld zu transferieren, Waren und Dienstleistungen zu bezahlen und Geld abzuheben. Innerhalb des PayPal-Ökosystems können Finanzen, darunter auch Geschenkgutscheine und Kryptowährungen, auch gespeichert und unter Freunden und Familie verschickt werden. Das Entscheidende ist die fehlende Zeitverzögerung. Gelder kommen sehr schnell von einem Ende der Verbindung zum anderen Ende, also z.B. von Käufer zu Verkäufer. Ihr findet hier eine kurze Übersicht der Dienstleistungen von PayPal:

PayPal's Payment Solutions

Quelle: PayPal's Payment Solutions

Geld verdient PayPal mit Honoraren in Form von Transaktionskosten, die sie den Händlern in Rechnung stellen. Zusätzlich erhält PayPal bei Fremdwährungskonversionen und Transaktionen von Kryptowährungen eine Gebühr.


Die letzten Quartalszahlen von PayPal

Und auch wenn der Aktienkurs auf den ersten Blick anderes vermuten lässt, konnte PayPal diese Umsatzströme erneut steigern. Die Umsätze zogen im Vorjahresvergleich um 7% an. Der Nettogewinn stieg sogar um 22%. Alles in allem hört sich dies nach sehr guten Zahlen an. Zugleich erhöhte PayPal auch seinen Jahresausblick in Bezug auf den Gewinn pro Aktie.

PayPal Gewinn- und Verlustrechnung

Quelle: PayPal Gewinn- und Verlustrechnung

Alles gut also? Auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Nettogewinn über dem operativen Ergebnis liegt. Das ist ein sehr unübliches Paradoxon, müssen profitable Firmen doch in der Regel Steuern auf ihre Erträge zahlen. In der Tat hatte PayPal im dritten Quartal einen außergewöhnlichen Ertrag zu vermelden: Insgesamt 34 Cent der erwirtschafteten 1,15 Dollar je Aktie entfielen auf Gewinne aus einer Aufwertung der Vermögenswerte im Portfolio von PayPal.

Das sorgt zum Einen nicht für steigende Einnahmen, sondern ist lediglich ein bilanzieller Gewinn, der PayPal ohne Verkaufsabsicht seiner Vermögenswerte überhaupt nichts nutzt. Zum anderen wird so eine Einnahme in der Regel als „one-off“ oder „non-recurring“ bezeichnet. Das heißt, solche Einnahmen kehren nicht wieder und sind einmalig. Ohne diesen einmalig erzielten Sondergewinn wäre der Nettogewinn von PayPal also deutlich zurückgegangen.

Schaut man sich das Bild über einen längeren Zeitraum an, sieht man dies auch in den operativen Zahlen.

PayPal Gewinn- und Verlustrechnung TTM

Quelle: PayPal Gewinn- und Verlustrechnung TTM

Es fällt PayPal zusehends schwer, seine operativen Margen zu halten. Auch im Quartalsbericht des dritten Quartals gab das Unternehmen einen Rückgang der operativen Marge von 54 Basispunkten, also 0,54%, bekannt.

PayPal versucht der schwachen operativen Entwicklung vor allem mit anorganischem Wachstum zu begegnen. Ein Blick in die Bilanz offenbart, dass mehr als die Hälfte des Anlagevermögens aus immateriellen Vermögenswerten, genauer gesagt Goodwill, entsteht. Diese gesamten immateriellen Vermögensgegenstände sind in den letzten 12 Monaten stark angestiegen.

PayPal Immaterielle Vermögensgegenstände

Quelle: PayPal Immaterielle Vermögensgegenstände

Goodwill entsteht, wenn bei Transaktionen von Unternehmen Kaufpreise bezahlt werden, die nicht gänzlich den einzelnen erworbenen Vermögenswerten zuzuordnen sind. Übersetzt heißt das, dass PayPal im vergangenen Jahr einige Übernahmen mit hohen Beträgen getätigt hat. Eine Übersicht der Übernahmen von PayPal findet sich im Business Insider.

Was hat das für PayPal zu bedeuten? Einerseits sind Zukäufe per se nichts Schlechtes, wenn sie gut zu integrieren sind, Synergien heben und die Marktmacht des Unternehmens stärken. Andererseits sind externe Übernahmen auch immer ein Zeichen mangelnder Innovationskraft und des Drucks, weiter wachsen zu müssen, um den Aktienkurs zu rechtfertigen. Aktionäre müssen selbst beurteilen, welchem Argument sie mehr Bedeutung beimessen.


Prognose von PayPal

Für das Gesamtjahr erwartet PayPal nach wie vor ein Umsatzwachstum von 8,5%. Im vierten Quartal wird ein Umsatzwachstum von 8% erwartet. PayPal erfährt dabei Gegenwind durch den starken US-Dollar, in den in Fremdwährung erzielte Umsätze umgerechnet werden.

Bei stabilen Wechselkursen würde PayPal erwartungsgemäß um 9% (4. Quartal) bzw. 10% (Gesamtjahr) wachsen. Man sieht also deutlich, dass sich das Wachstum von PayPal im Vergleich zu den Vorjahren, aber auch zum Jahresanfang deutlich abschwächt.

Der Gewinn je Aktie soll nach 3,52 US Dollar im Vorjahr nun zwischen 2,11 und 2,13 US Dollar liegen. Das beinhaltet bereits die Sondererträge von 0,34 US Dollar. Rein operativ gesehen würde der Gewinn je Aktie also bei 1,77-1,79 US Dollar liegen. Dies entspricht also fast einer Halbierung des Gewinns.


Wie attraktiv ist PayPal aktuell?

Auf den ersten Blick ist die PayPal Aktie bei einem einstelligen prozentualen Wachstum nicht besonders attraktiv. Dies zeigt die folgende Übersicht.

PayPal Kennzahlen

Quelle: PayPal Kennzahlen

Fast schon folgerichtig ist die PayPal-Aktie auch in keiner der Topscorer-Listen zu finden. Die Scores liegen bei 5/18 für den HGI-Score, 1/13 beim Levermann Score und 0/15 beim Dividenden. Dazu passen der Verfall des PayPal-Aktienkurses in den vergangenen Monaten, das schwache Wachstum und der starke Gewinnrückgang.

Die Analysten sind dennoch mehrheitlich positiv gestimmt. Fast ¾ der Analysten vergeben eine Kaufempfehlung, Verkaufsempfehlungen gibt es keine.

Paypal Analystenmeinungen

Quelle: Paypal Analystenmeinungen


Fazit zur PayPal Aktie

Doch weshalb sind die Analysten trotz „schlechter“ Zahlen so positiv gestimmt? Zum einen ist der Gewinn im Bilanzmaßstab in den USA, dem US GAAP (vergleichbar mit den Richtlinien des deutschen Handelsgesetzbuchs), deutlich niedriger als es das Unternehmen berechnen würde. Hier geht es für die Unternehmen auch darum, sich schlechter zu rechnen, um eine geringere Steuerlast zu haben. Auf sogenannter non-GAAP Basis, also so, wie sich das Unternehmen rechnen würde, ergäbe sich ein Gewinn je Aktie von 4,07 bis 4,09 US Dollar und somit ein KGV von unter 20 – nicht unattraktiv für einen Wachstumswert.

Dazu kommt, dass das Unternehmen auch die Altlasten der Beendigung der Kooperation mit ebay verarbeitet hat. Dies ist in den Zahlen 2022 voll reflektiert, weshalb es von diesem Tiefpunkt wieder stärkeres Wachstum geben könnte. Dieses Wachstum verspricht sich PayPal vor allem auch durch Venmo, eine Art digitales Bankkonto, auf dem auch Kryptowährungen aufbewahrt werden können.

Es bleibt spannend, ob PayPal es schafft, mit seinen diversen Übernahmen sowie den bekannten Produkten wieder zu stärkerem Wachstum zurückzukehren. Falls dies gelingt, ist die PayPal Aktie aktuell nicht unattraktiv bewertet.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von PayPal besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


Autor: Lukas Langer

Lukas Langer hat einen Masterabschluss im Wirtschaftsingenieurwesen. Er hat bereits während des Studiums praktische Erfahrung in einem DAX-Konzern und in der Unternehmensberatung gesammelt. Als begeisterter Privatanleger ist es sein Ziel, Anleger & Anlegerinnen dabei zu unterstützen, mit dem aktien.guide bessere Investmententscheidungen zu treffen.