Microsoft Aktienanalyse: Softwaregigant so günstig wie seit Jahren nicht

7.12.2022 | Frank Seehawer

Microsoft Aktienanalyse

Die Microsoft-Aktie (ISIN: US5949181045) war in den letzten 10 Jahren ein Garant für Kursgewinne. Das traf zumindest bis zum Jahr 2021 zu, in dem das Unternehmen das letzte Mal ein Allzeithoch erreichte. Mehr als 330 US-Dollar zahlten Anleger für den in Redmond ansässigen Softwaregiganten. Die Marktkapitalisierung belief sich auf über 2.500 Milliarden US-Dollar.

Mittlerweile ist die Microsoft Aktie (Symbol: MSFT) nach einem mehr oder weniger stetigen Ausverkauf deutlich günstiger zu haben. Das Kursminus beläuft sich seit Anfang des Jahres auf 27 Prozent. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell knapp 1.900 Milliarden US-Dollar.

Microsoft Aktienchart & Marktkapitalisierung

Quelle: Microsoft Aktienchart & Marktkapitalisierung

Dennoch existiert ein ambitioniertes Kurs-Gewinn-Verhältnis (27), was nur mit einem strammen Wachstum gerechtfertigt werden kann. Wie dieses im letzten Quartal ausfiel und ob die Microsoft-Aktie auf dem aktuellen Kursniveau ein Kauf sein kann, das möchten wir mit dem nachfolgenden Quick-Check der Microsoft-Aktie herausarbeiten. Sie befindet sich auf Platz 3 der beliebtesten Aktien unserer aktien.guide Community.


Geschäftsmodell: Was macht Microsoft?

Microsoft ist der führende diversifizierte Softwarekonzern der Welt. Allein die Marktkapitalisierung von knapp 1.900 Milliarden US-Dollar verdeutlicht die Größe.

Mit einem Softwareprodukt ist es schwer vorstellbar, so viel Umsatz zu generieren. In der Tat hat Microsoft deutlich mehr zu bieten als ein Betriebssystem. Ursprünglich war das Unternehmen mit dem Windows-Betriebssystem sowie dem Office-Paket groß geworden. Der Vertrieb mit neuen Computern funktionierte perfekt.

Über die Jahre entwickelte sich Microsoft zu einem Powerhouse des Technologiesektors. Es wurden zahlreiche Übernahmen getätigt, die das Unternehmen auf breitere Beine stellten. Auch gelang in der Sprung in die Cloud äußerst erfolgreich. Direkt hinter dem Marktführer Amazon könnte Microsoft eine deutliche Vormachtstellung noch vor der Google-Cloud einnehmen.

Annual Report Microsoft

Quelle: Annual Report Microsoft

Heute klassifiziert Microsoft seine Geschäfte in die drei Sparten

  1. Productivity and Business Process,
  2. Intelligent Cloud und
  3. More Personal Computing.

Letztes Segment umschließt das ursprüngliche Kerngeschäft sowie die Hardware-Aktivitäten im PC-Markt. Auch findet man hier die Gaming-Aktivitäten. Die Sparte More Personal Computing ist in den letzten Jahren unterdurchschnittlich gewachsen. Sie könnte jedoch durch eine mögliche Übernahme des Spieleentwicklers Activision-Blizzard einen neuen Schub bekommen. Das Metaversum dürfte die strategische Überlegung hinter der Entscheidung sein.

Wachstumstreiber war in den letzten Jahren die Azure-Cloud. Das Geschäftsfeld dahinter, Intelligent Cloud, ist bereits heute die dominierende Sparte des Konzerns. Sie verfügt konzernintern auch über die höchsten Wachstumsraten. Am profitabelsten ist jedoch das Segment Productivity and Business Process.


Die letzten Microsoft Quartalszahlen September 2022

Die letzten Quartalszahlen dürfte man objektiv gesehen als solide einstufen. Der Umsatz konnte um 11 Prozent auf 50 Milliarden US-Dollar gesteigert werden. Das operative Ergebnis (EBIT einfach erklärt) stieg um 6 Prozent auf 21,5 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu den Wachstumsraten des Vorjahres, die beim Umsatz und Gewinn deutlich zweistellig waren, lässt sich hier eine leichte Abschwächung feststellen.

Finanzdaten von Microsoft

Quelle: Finanzdaten von Microsoft

Trotz Wachstumsschwäche lagen die Zahlen über den Markterwartungen. Das Hauptproblem des Unternehmens war der starke US-Dollar. Der Softwaregigant generiert rund die Hälfte seiner Umsätze im Ausland, die durch einen starken US-Dollar entsprechend weniger wert sind. Am Nettoergebnis, welches um 14 Prozent sank, konnte man einen deutlichen Inflationsdruck ablesen.

Der Blick auf das stärkste Geschäftsfeld fiel ernüchternd aus. Hier konnte das Aushängeschild des Unternehmens – die Azure Plattform – nur ein Wachstum von 35 Prozent erreichen. Im Vorquartal lag es noch bei 40 Prozent.

Die Sparte Intelligent Cloud kam auf einen Zuwachs von 20 Prozent. Das schwache Wachstum der Wachstumsperle im Konzern könnte daher der Grund für den starken Abverkauf der Aktie am Tag der Veröffentlichung sein. Sie verbilligte sich um knapp 8 Prozent.


Microsoft-Aktie Prognose 2022

Der Ausblick auf das aktuell laufende Geschäftsjahr 2023 fiel ebenfalls nicht wirklich überzeugend aus. So wird vom Management erwartet, dass der starke US-Dollar das Umsatzwachstum um fünf Prozentpunkte drückt.

Ausblick auf das Microsoft Geschäftsjahr 2023

Ausblick auf das Microsoft Geschäftsjahr 2023

Quelle: Ausblick auf das Microsoft Geschäftsjahr 2023

Der Bereich Intelligent Cloud soll weiter an Wachstumsdynamik verlieren und nur noch zwischen 16 und 18 Prozent zulegen. Gleichzeitig werden die Kosten um 14 bis 15 Prozent ansteigen. Erwartet wird daher ein Rückgang der operativen Ergebnismarge um einen Prozentpunkt.



Wie attraktiv ist die Microsoft-Aktie?

Trotz eines schlechten Momentums bleibt die Microsoft-Aktie ein Basisinvestment der Softwareindustrie. Besonders die Azure Plattform besitzt weiterhin ein großes Potenzial und sollte die Umsätze weiter anschieben. Aber auch die übrigen Geschäftsfelder sind spannend. Besonders die schwache Sparte More Personal Computing könnte durch die Activision-Übernahme neu bewertet werden. Ob diese Mega-Übernahme allerdings über die Bühne geht, dahinter entwickeln sich aktuell immer mehr Fragezeichen.

Aber auch ohne einen solchen Deal dürfte das Übernahme-Potenzial immens sein. In der Unternehmenskasse liegen mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Cash und kurzfristigen Investments. Damit gibt es finanziell gesehen fast kein Unternehmen, dass der Softwaregigant nicht übernehmen könnte. Sogar Netflix könnte auf der Einkaufsliste von Microsoft stehen.

Bilanz von Microsoft

Quelle: Bilanz von Microsoft

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV einfach erklärt) von rund 25 ist die Microsoft-Aktie bei einem zuletzt präsentierten Umsatzwachstum von 8 Prozent schon recht teuer. Auch die Dividendenrendite von etwas über einem Prozent fällt nicht besonders hoch aus. Dafür existieren eine niedrige Ausschüttungsquote sowie hohe Cash-Bestände, die für ein zukünftiges hohes Dividendenwachstum und Sonderausschüttungen stehen könnten. In den letzten fünf Jahren erhöhte sich die Dividende jährlich um fast 10 Prozent. So dürfte es in den nächsten Jahren auch weitergehen.

Microsoft Dividenden 20 Jahre

Quelle: Microsoft Dividenden 20 Jahre

Für den Status eines Dividenden-Top-Scorers reicht es dennoch nicht. Lediglich in der High-Growth-Investing-Strategie überzeugt die Microsoft-Aktie mit 11 und 18 Punkten.

Microsoft-Aktie Analysen

Quelle: Microsoft-Aktie Analysen

Die Analysten scheinen derweil den Blick auf das Zukunftspotenzial zu richten, denn 90 Prozent von ihnen empfehlen die Aktie zu kaufen. Lediglich ein Analyst von 53 rät zu einem Verkauf.

Aufgrund der hohen Bewertung und des aktuellen rückläufigen Aktienkurses ist ein Fazit schwierig. Über einen Einstieg könnte man ab einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als 20 nachdenken, bei gleichen Wachstumsaussichten. Alternativ könnte man sich auch einen Alarm beim Levermann-Score von vier stellen, um sich die Aktie erneut anzuschauen.


Wenn Du wöchentlich neue Investmentideen und kostenlose Aktienanalysen, die nach der Levermann-, High-Growth-Investing- oder Dividenden-Strategie ausgewählt wurden, per E-Mail bekommen möchtest, dann kannst Du jetzt unseren kostenlosen aktien.guide Newsletter abonnieren.

Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Microsoft besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.