II-VI Aktie deckt viele Megatrends ab

16.03.2021 | Frank Seehawer

II-IV Aktie - Bild eines Halbleiters

Der Technologiesektor zeichnet sich durch ein starkes Wachstum aus. Dieses führt auch bei Zulieferern der großen Technologie- und Telekommunikationskonzerne zu Wachstum. Ein Unternehmen, dass sich mit der Herstellung von Verbindungshalbleitern als solches auszeichnet, möchten wir heute mit der II-VI Aktie (ISIN: US9021041085) vorstellen.

Der US-Konzern konnte vor allem auch durch Übernahmen zu einer weltweit führenden Kraft im Bereich optischer und elektrischer Komponenten werden. Heute scheint er gut positioniert, um von boomenden Megatrends wie der E-Mobilität, dem Autonomem Fahren oder dem stark steigenden Datenverkehr zu profitieren.

Das Unternehmen zeichnet sich durch eine solide Finanzlage bei einer guten Profitabilität aus. Auch überzeugt die Bewertung der Aktie angesichts des aktuell starken Free-Cashflows. Aufgrund des starken Wachstums befindet sich die Aktie aktuell auf dem zweiten Platz der Topscorer-Liste für Wachstumswerte. Ob die Aktie damit aber tatsächlich ein Idealkandidat für ein Investment nach der HGI-Strategie ist, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse herausarbeiten.


Unternehmensprofil der II-VI Aktie

II-VI ist ein global tätiger und führender Hersteller von technischen Materialien und optoelektronischen Komponenten. Der relativ ungewöhnliche Firmenname mit römischen Zahlen ist auf die Gruppen “Zwei” und “Sechs” des chemischen Periodensystems zurückzuführen, die die Kernkompetenz des Unternehmens wiederspiegeln sollen.

Durch eine chemische Kombination der Elemente dieser Gruppen entstehen die optischen kristallinen Infrarot-Verbindungen Cadmiumtellurid, Zinkselenid, Zinksulfid und Zinksulfid Multispektral. Sie werden in Produkten wie Infrarot-Laser, Infrarotkameras, Halbleitern oder Verbundwerkstoffen eingesetzt. Auch bei der Datenübertragung per Lichtwellenleiter kommen sie zum Einsatz.

Das im Jahr 1974 gegründete Unternehmen produziert damit innovative Produkte für die verschiedensten Industrien. Eine besondere Bedeutung haben jedoch der Kommunikationssektor sowie die Konsumgüterelektronik. Aus diesen beiden Bereichen wurden zuletzt rund 77 Prozent der Umsätze generiert. Weniger bedeutend für II-VI, aber durchaus noch relevant, sind die Industrie sowie die Luft- und Raumfahrt. Mit ihnen wurden rund 15 Prozent der Umsätze erzielt.

Trotz seiner eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie tausenden Patenten ist ein bedeutender Anteil des Wachstums auf Übernahmen zurückzuführen. Eine der letzten großen Akquisitionen war Finisar, das ist ein Hersteller von Komponenten und Subsystemen für die optische Kommunikation. Die Übernahme für 3,2 Milliarden US-Dollar, die ihren Ursprung im Jahr 2018 fand, positionierte II-VI als ein globales Schwergewicht im Bereich der Photonik und bei den Verbindungshalbleitern. Diese Produkte kommen verstärkt bei disruptiven Megatrends (3D-Sensorik, Elektromobilität, Autonomes Fahren sowie 5G) zur Anwendung. Auch durch die vermehrte Nutzung von Cloud-Services, der Videokommunikation sowie generell dem zunehmenden Datentraffic werden Produkte dieser Kategorie immer wichtiger.

Wenig verwunderlich ist daher, dass II-VI das Geschäftsjahr 2020 – welches am 30. Juni 2020 endete – mit Rekordumsätzen abschloss. Erreicht wurde ein Wert von 2,38 Milliarden US-Dollar, der um 74,7 Prozent über dem Vorjahreswert lag. Das bereinigte operative Ergebnis erreichte einen Wert von 324,8 Millionen US-Dollar. Es lag um 54,9 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert und führte so zu einer bereinigten operativen Marge von 13,6 Prozent.

Der Wachstumshunger von II-VI war nach der großen Finisar-Übernahme scheinbar noch nicht gestillt. So wurde im laufenden Geschäftsjahr 2021 ein überzeugendes Angebot für den Laser Hersteller Coherent im Wert von 6,4 Milliarden US-Dollar abgegeben. In einem harten Bieterwettstreit mit MKS Instruments und Lumentum könnte sich dieses durchsetzen.


Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Auch im laufenden Geschäftsjahr 2021 konnten die Umsatzerlöse weiter gesteigert werden. Im zweiten Quartal belief sich das Umsatzwachstum auf 18,1 Prozent. Mit 787 Millionen US-Dollar wurde sogar ein neuer Umsatzrekord aufgestellt. Und auch das Auftragsvolumen (Backlog) befand sich mit 1,08 Milliarden US-Dollar auf Rekordniveau. Deutlich besser entwickelte sich das bereinigte operative Ergebnis. Es legte um 135,1 Prozent auf 173 Millionen US-Dollar zu, womit sich die bereinigte operative Marge auf 22 Prozent beläuft.

Der Ausblick auf das Folgequartal sieht Umsatzerlöse in einer Spanne zwischen 760 und 780 Millionen US-Dollar vor sowie ein bereinigtes Ergebnis je Aktie in einer Spanne von 0,81 und 0,91 US-Dollar. Im Vergleich zu dem abgelaufenen Quartal sollten der Umsatz und auch das Ergebnis je Aktie leicht sinken.

Ein Ausblick auf das Gesamtjahr 2021 liegt vom Management nicht vor. Gemäß S&P Global Market Intelligence schätzen Analysten den Umsatz im Mittelwert auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Im Folgejahr wird mit einem Wert von 3,4 Milliarden US-Dollar gerechnet. Die Werte würden damit einem Umsatzwachstum von 29,5 Prozent und 10,4 Prozent entsprechen.


Aktienkursentwicklung und wichtige Kennzahlen der II-VI Aktie

Positive Kennzahlen aus der High-Growth-Investing-Analyse gibt es einige, denn mit einem Score von 15 Punkten erreicht die Aktie fast die Höchstpunktzahl von 18 Punkten. Im Prinzip hat die II-VI Aktie in allen Punkt-Kategorien die volle Punktzahl erhalten – bis auf die der Gross Margin. Hier wurde mit einem Wert von 40,1 Prozent ein sehr schwacher Wert erreicht, für den es keine Punkte gab.

II-IV Aktie - Aktienkursentwicklung 5 Jahre

Besonders hervorzuheben ist jedoch der Score der Rule-of-40. Er erreichte einen phänomenal hohen Wert von fast 85 Prozent und markiert damit sogar einen oberen Platz auf der Liste der Aktien mit attraktivem Rule-of-40 Score.

II-IV Aktie - HGI-Kennzahlen

Wie man gut an der vorherigen Unternehmensgeschichte erkennen konnte, ist das Wachstum jedoch stark durch Übernahmen verzerrt. Betrachtet man nur das von Analysten zukünftig geschätzte Wachstum von knapp 30 Prozent im laufenden Jahr und 10 Prozent im Folgejahr, so sollte der HGI-Score in den nächsten Jahren stark fallen – sofern keine weiteren Übernahmen folgen. Deutlich weniger Punkte würde es dementsprechend bei dem Umsatzwachstum sowie dem Score der Rule-of-40 geben. Aber auch das PEG-Ratio sollte schlechter ausfallen.


Bewertung der II-VI Aktie

Der erste Blick auf die Bewertungskennzahlen der HGI-Analyse signalisiert eine günstige Bewertung der Aktie. So beläuft sich das EV/Sales Ratio auf gerade einmal drei und das PEG-Ratio auf 0,03. Da das Wachstum durch Akquisitionen verzerrt ist und auch in den kommenden Quartalen abflachen sollte, ist ein Blick auf die fundamentalen Kennzahlen sinnvoll.

II-IV Aktie - EV/Sales

Hier stellt sich II-VI mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 31,2 schon als recht teuer dar. Gemessen an dem erwarteten Gewinnwachstum von immerhin fast 38 Prozent könnte die Aktie jedoch noch fair bewertet sein. Mit einem Enterprise Value – also dem Unternehmenswert inklusive Schulden – von 8,7 Milliarden US-Dollar ist die Aktie gemessen an dem Free Cashflow der letzten zwölf Monate von 461 Millionen US-Dollar gar nicht mehr so teuer. Der Multiplikator beläuft sich nämlich nur auf 18,9. Für ein Unternehmen mit einem zweistellig erwarteten Ergebniswachstum in den kommenden Jahren könnte dieser Wert sogar günstig sein.


Fazit zur II-VI Aktie

Mit der II-VI Aktie kann man sich an einem ein spannenden Unternehmen beteiligen, mit dem man von zahlreichen potenziellen Megatrends profitieren könnte. Es überzeugen die guten Werte bei der Profitabilität sowie der Verschuldung. Prinzipiell könnte man auch die Wachstumsraten als gut auslegen. Schließlich ist das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 19 Prozent gewachsen. Einen wesentlichen Anteil am Wachstum hatten jedoch vier entscheidende transformative Akquisitionen. Diese Reihe von Unternehmenskäufen könnte mit dem Laser-Spezialisten Coherent einen krönenden Abschluss finden.

Laser sind wichtig für die Entwicklung zukünftiger Technologien. Darin sind sich viele Experten einig. Fragwürdiger erscheinen jedoch die derzeitigen Übernahmepreise, die für Unternehmen mit Bezug zu Laser-Technologien gezahlt werden. Sie bedeuten für II-VI, der als Sieger aus dem Bieterwettstreit mit MKS Instruments und Lumentum gehen könnte, jedoch auch ein zusätzliches Risiko.

Mit Blick auf die mehr auf organisches Wachstum ausgerichtete HGI-Strategie ist II-VI allein schon durch seine zahlreichen Akquisitionen kein perfekter Kaufkandidat. Verdeutlicht wird dies auch durch das sich möglicherweise nach den Akquisitionen stark abflachende Wachstum. Werden nicht weitere Unternehmen gekauft, so könnte das Wachstum schnell in Richtung “10 Prozent” fallen. Aus diesem Grund ist die II-VI Aktie derzeit kein Kauf im Sinne der HGI-Strategie.


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Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.