Harley-Davidson Aktie: Starke Marke mit günstiger Bewertung

08.03.2022 | Frank Seehawer

Harley-Davidson Aktienanalyse

Die Mobilität ist für viele Menschen verbunden mit einem Gefühl der Freiheit. Erfüllt wird es oftmals mit einem eigenen Auto. Mit ihm kann man überall hinfahren und ein Gefühl der Grenzenlosigkeit erfahren.

Das Gefühl von Freiheit bekommen viele Menschen auch auf einem zweirädrigen Motorrad, denn mit ihm kommt man dem Asphalt und der Natur noch näher als mit einem Automobil.

Zu einem führenden Motorradhersteller mit starker Marke gehört das US-Unternehmen Harley-Davidson. In Amerika besitzt es eine absolut dominierende Marktstellung. Die Harley-Davidson Aktie wird mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt und besitzt einige überzeugende fundamentale Kennzahlen.

Harley-Davidson Aktienkurs

Nach der Levermann-Strategie schneidet sie entsprechend gut ab. Aber auch in der High-Growth-Investing-Analyse erreicht sie eine hohe Punktzahl, besonders aufgrund des hohen Umsatzwachstums sowie der niedrigen Bewertung.

Ob die Aktie als Levermann-Topscorer tatsächlich ein Kauf sein kann, das möchten wir mit der nachfolgenden Harley-Davidson Aktienanalyse prüfen.

Das Wichtigste in Kürze
  • Harley-Davidson besitzt eine starke Marke mit hohen Marktanteil in den USA
  • Die Bewertung ist attraktiv, das Wachstum jedoch überschaubar
  • Derzeit könnten die Risiken bei dem zyklischen Konsumgüter-Titel überwiegen

Unternehmensprofil – dominierender Motorradhersteller in den USA

Harley-Davidson Motorcycles ist ein amerikanischer Hersteller von Motorrädern. In Amerika besitzen die gleichnamigen Motorräder einen Kultstatus. Der Marktanteil im Heimatmarkt beträgt 45 Prozent. In Europa liegt er hingegen nur bei sechs Prozent, was auf unterschiedliche Konsumpräferenzen der Länder zurückzuführen ist. Bekannt ist Harley-Davidson für seine schweren “Chopper”, die den Fahrern das absolute Freiheitsgefühl auf der Straße vermitteln.

Harley-Davidson Motorräder

Quelle: Harley-Davidson Website

Das im Jahr 1903 gegründete Unternehmen wird aktuell von dem deutschen Jochen Zeitz als CEO geführt. Er führte bereits den Sportartikelhersteller Puma aus einer Krise und entwickelte ihn zu einem Sport- und Lifestyle-Unternehmen, welches zurück in die Erfolgsspur fand.

Das Geschäftsmodell von Harley-Davidson

Das Unternehmen verdient den Großteil seines Geldes mit dem Verkauf von Motorrädern und Merchandise-Artikeln der Marke Harley-Davidson. Ähnlich wie bei Automobilherstellern existiert neben dem Kerngeschäft eine Finanzsparte, die sich um finanzielle Themen kümmert. Hier werden Finanz- und Versicherungsdienstleistungen für Händler und Motorradfahrer angeboten sowie auch Finanzprodukte.

Im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2021 belief sich das Verhältnis der beiden Sparten auf einen Anteil von 85 Prozent zu 15 Prozent.

Harley-Davidson Aktie Quartalszahlen Q4 2021

Quelle: Harley-Davidson Q4/2021 Presentation

In Summe wurden Gesamtumsätze im Jahr 2021 von 5,3 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, die um 32 Prozent über denen des Vorjahres lagen. Das operative Ergebnis belief sich auf 823 Millionen US-Dollar und markiert damit eine solide operative Marge von 15 Prozent.

Harley-Davidson Aktie Umsatz

Quelle: Harley-Davidson Aktie Umsatz

Besonders stark entwickelte sich die Heimatregion Nordamerika mit einem Absatzplus von 22 Prozent. Organisch wächst Harley-Davidson damit stark, es handelt sich aber überwiegend um Erholungseffekte gegenüber dem schwierigen Corona-Jahr 2020.

Das reine Volumenwachstum im Kerngeschäft Motorcycles erreichte im Gesamtjahr 2021 einen Wert von 26 Prozent. Preissteigerungen und Währungsveränderungen schoben den Umsatz um jeweils zwei Prozentpunkte an, während der Produktmix für zusätzliche neun Prozentpunkte sorgte.


Die letzten Quartalszahlen und Prognose 2022

In Summe verlief das Geschäftsjahr 2021 somit erfreulich. So soll es nach Ansicht des Vorstandes im auch im laufenden Geschäftsjahr 2022 weitergehen, denn im Kerngeschäft Motorcycles wird mit einem Umsatzwachstum zwischen 5 und 10 Prozent gerechnet.

Die operative Marge soll einen Wert zwischen 11 und 12 Prozent einnehmen, was am Ende etwas weniger wäre als im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021.

Letztendlich könnte jedoch ein leichtes Plus beim Ergebnis je Aktie (EPS) herauskommen.

Harley-Davidson Aktie Prognose

So wird von Analysten für das Geschäftsjahr 2022 ein Ergebnis je Aktie von 4,32 US-Dollar erwartet. Im Vergleich zu den 4,19 US-Dollar aus dem Jahr 2021 würde dies einem Zuwachs von etwa drei Prozent entsprechen. Bereits im Folgejahr könnte das Ergebnis je Aktie – gemäß Analystenschätzungen – auf einen Wert von 4,85 US-Dollar steigen. Das erwartete Gewinnwachstum wäre damit zweistellig.

Harley-Davidson Aktie Gewinnwachstum

Quelle: Erwartetes Gewinnwachstum der Harley-Davidson Aktie


Wichtige Kennzahlen der Harley-Davidson Aktie aus der Levermann-Analyse

In der Levermann-Analyse überzeugt die Harley-Davidson Aktie mit einer hohen EBIT-Marge von 18 Prozent. Aber auch für den Wert der Eigenkapitalrendite von 25,5 Prozent gab es in der Levermann-Analyse einen Pluspunkt.

Harley-Davidson Aktie EBIT-Marge und Eigenkapitalrendite

Ebenso das zweistellige erwartete Gewinnwachstum von 12,3 Prozent sowie das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 9 sorgen für gute Punktgewinne in der Levermann-Analyse.

Auch bei den technischen Kennzahlen gibt es Punktgewinne. Beispielsweise für die Reaktion der Investoren bei Veröffentlichung der letzten Quartalszahlen sowie für die Gewinnrevision. Letztere zeigt, wie sich die Analystenerwartungen bezüglich des EPS verändert haben.

Harley-Davidson Aktie Levermann-Analyse

Quelle: Levermann-Score der Harley-Davidson Aktie

Der Levermann-Score erreicht insgesamt einen Wert von sieben Punkten, was zu einer Kaufempfehlung nach der Levermann-Strategie führt. Bereits seit Anfang Februar wurde dieses Level sprunghaft erreicht.

Harley-Davidson Aktie Levermann-Analyse Historie

Quelle: Levermann-Score der letzten 6 Monate


Bewertung der Harley-Davidson Aktie

Die Harley-Davidson Aktie wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 bewertet. Die Aktie erscheint somit günstig – besonders deshalb, weil ein zweistelliges Ergebniswachstum erwartet wird.

Etwas schlechter sieht es bei der Kennzahl EV/FCF aus. Sie setzt den Unternehmenswert inklusive Schulden in Relation zum Free Cashflow der letzten zwölf Monate. Das Ergebnis ist mit fast 13 wesentlich höher als der Wert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses. Erklärbar ist dies mit der hohen Verschuldung, die für eine starke Ausweitung des Enterprise Value im Vergleich zur Marktkapitalisierung sorgt.

Harley-Davidson Aktie Finanzdaten

Quelle: Finanzdaten von Harley-Davidson


Fazit zur Harley-Davidson Aktie

Harley-Davidson ist eine Kultmarke, keine Frage. Besonders tief ist der Traditionskonzern in den USA verwurzelt. Fast jedes zweite Motorrad wird dort von Harley-Davidson im Markt verkauft. Weniger stark präsentiert sich das Auslandsgeschäft.

Harley-Davidson Motorrad

Quelle: Harley-Davidson Website

Nicht zu unterschätzen ist auch das zyklische Geschäft selbst, denn bei Motorrädern handelt es sich um teure Konsumgüter und Lifestyle-Produkte. Und diese sind besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weniger gefragt. Die Kosten der Produktion sind jedoch immens hoch. Ein Lieferketten-Problem oder Nachfragerückgang – wie er zuletzt im Jahr 2020 stattfand – haben entsprechend negative Auswirkungen auf die Geschäftszahlen.

Das Geschäftsjahr 2021 war somit stark von Erholungseffekten geprägt. Der Gesamtumsatz von 5,3 Milliarden US-Dollar liegt jedoch deutlich unter den 6,2 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2014. Operativ hat Harley-Davidson sich somit wenig weiterentwickelt. Darüber hinaus steht das Unternehmen in der Kritik, mit seinen schweren Verbrennungsmotoren zum Klimawandel beizutragen.


Viele Krisen wurden schon überwunden

Harley-Davidson hatte in seiner über 100-jährigen Geschichte bereits einige Krisen zu meistern. Die Jüngsten waren die Finanzkrise im Jahr 2009 sowie die Corona-Krise im Jahr 2020. Zuletzt klagte man über hohe Zölle und ein weiterhin angestaubtes Image.

Der seit rund zwei Jahren am Steuer sitzende Jochen Zeitz soll nun die transformative Wende bringen. Er setzt auf Kostensenkungen, Preissteigerungen sowie auf eine Elektro-Offensive. Ob seine Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten.

Fakt ist: die Prognose für das laufende Geschäftsjahr besitzt wenig Dynamik. Eine Neubewertung der Aktie drängt sich damit nicht wirklich auf. Besonders in Anbetracht der derzeitigen geopolitischen Unsicherheiten könnte eine Zurückhaltung sinnvoll erscheinen.



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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Harley-Davidson besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte dierechtlichen Hinweise.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.