Fresenius Aktie: Profitieren vom Wachstum des Gesundheitssektors

02.03.2020 | Frank Seehawer

Fresenius Aktie - Bild vom Firmenschriftzug auf Firmengebäude schimmert im Licht

In einer alternden Gesellschaft werden Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen zu einem immer wichtigeren Bestandteil der Wirtschaft. Auch der zunehmende Wohlstand auf der ganzen Welt sorgt für eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen.

Ein Unternehmen, welches genau von diesen Trends profitiert, ist der global tätige Gesundheitskonzern Fresenius (ISIN: DE0005785604). Das in Bad Homburg ansässige Unternehmen verzeichnet stetig Rekordzahlen und erwirtschaftet regelmäßig hohe Cashflows.

Auch die aktuelle Bewertung der Fresenius Aktie ist mit einem 15er-KGV bei einem mittleren einstelligen Gewinnwachstum als fair anzusehen. Was den Konzern am Ende auszeichnet und warum er als ein potenzielles Investment gesehen werden kann, das wird im Folgenden erörtert.


Analyse der Fresenius Aktie - Geschäftsmodell

Bei der Fresenius SE handelt es sich um einen global tätigen Gesundheitskonzern, der Produkte und Dienstleistungen rund um die Themen Dialyse, Krankenhaus sowie ambulante Versorgung anbietet.

Entsprechend gliedert sich die Konzernstruktur in vier eigenständig agierende Unternehmensbereiche. Diese sind mit Fresenius Medical Care (Dialyse), Fresenius Helios (Krankenhäuser), Fresenius Kabi (Medikamente und Medizinprodukte) und Fresenius Vamed (Projektmanagement von Gesundheitseinrichtungen) auf verschiedene Spezialgebiete der Medizin ausgerichtet.

Umsatzmäßig ist der Bereich Fresenius Medical Care mit einem Gesamtumsatz von 17,5 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2019 das größte Standbein des dem Gesundheitssektor zugehörigen Konzerns. Es folgen die Segmente Fresenius Helios und Fresenius Kabi mit einem Umsatz von 9,2 und 6,9 Milliarden Euro. Das Segment Fresenius Vamed ist mit 2,2 Milliarden Euro Umsatz die kleinste Geschäftseinheit.


Fresenius Jahreszahlen 2019 – 16. Rekordjahr in Folge

Das Geschäftsjahr 2019 wurde von dem DAX-Konzern Fresenius mit Rekordzahlen abgeschlossen. Erreicht wurde ein Umsatz für das Gesamtjahr von 35,5 Milliarden Euro, welcher währungsbereinigt um 6 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert lag. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 4,6 Milliarden Euro währungsbereinigt allerdings 2 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres, während das Konzernergebnis mit 1,9 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres verharrte.

Organisch gesehen entwickeln sich alle vier Geschäftsfelder ähnlich positiv mit einer Zuwachsrate von 4 Prozent für das Gesamtjahr 2019. Lediglich das Segment Fresenius Medical Care konnte mit einem organischen Umsatzzuwachs von 5 Prozent etwas besser abschneiden. Dafür konnte das EBIT in diesem Segment aber nicht gesteigert werden – der zweitschwächste Wert im Konzernverbund. Den stärksten Ertragszuwachs konnte das kleinste Segment Fresenius Vamed mit einer EBIT-Steigerung von 7 Prozent für sich beanspruchen.


Ausblick auf das Jahr 2020

Für das Gesamtjahr 2020 wie sieht der Vorstand den Weg für neue Rekordwerte geebnet. Konkret wird ein währungsbereinigter Anstieg des Konzernumsatzes zwischen 4 und 7 Prozent erwartet. Das Konzernergebnis soll währungsbereinigt zwischen 1 und 5 Prozent zulegen.

Der Ausblick enthält jedoch noch nicht mögliche Auswirkungen aufgrund des Coronavirus (COVID-19), welcher insbesondere in China das Wachstum stark bremst. Nach Aussagen des Managements werden aus heutiger Sicht keine signifikant negativen finanziellen Auswirkungen erwartet.


Mittelfristiger Ausblick bis 2023 bleibt positiv

Auch der mittelfristige Ausblick der Jahre 2020 bis 2023 sieht jährlich ein ähnlich starkes organisches Umsatzwachstum in einer Bandbreite zwischen 4 und ist 7 Prozent jährlich vor. Das Konzernergebnis soll sich in diesem Zeitraum organisch mit einer Wachstumsrate von 5 bis 9 Prozent verbessern.

Fresenius Aktie - Kursentwicklung der letzten 25 Jahre

Aktienkursentwicklung der Fresenius-Aktie im Xetra-Handel (Stand: 24.02.20); Quelle: Wallstreet-Online.de

Die Werte der Eigenkapitalquote sowie die EBIT-Marge der Fresenius kann man aus Sicht der Levermann-Strategie als besonders gut bezeichnen. So beläuft sich der Wert der Eigenkapitalquote, der sich über die letzten zwei Jahre relativ stabil entwickelte, auf 44,1 Prozent:

Fresenius Aktie - Übersicht Entwicklung der Eigenkapitalquote stabil seit April 2018 bis heute

Entwicklung der Eigenkapitalquote; Stand: 24.02.2020

Das gleiche Bild ergibt sich bei der EBIT-Marge, die das EBIT in Relation zum Umsatz setzt. Der Wert belief sich im Geschäftsjahr 2018 auf 12,6 Prozent und konnte im Geschäftsjahr 2019 auf knapp 13 Prozent gesteigert werden.

Entwicklung der EBIT Marge von Fresenius stabil seit April 2018

Entwicklung der EBIT-Marge; Stand: 24.02.2020.

Für beide Kennzahlenwerte wurde in der Levermann-Analyse ein Pluspunkt generiert.

Eine weitere gute Kennzahl der Fresenius-Aktie ist in der Dividendenentwicklung zu sehen. Diese wurde nun zum 27. Mal in Folge erhöht und soll auf der kommenden Hauptversammlung mit 0,84 Euro zur Abstimmung vorgeschlagen werden. Gegenüber dem Vorjahreswert von 0,80 Euro würde dies gleichzeitig einer Erhöhung von fünf Prozent entsprechen.

Die Dividendenrendite beläuft sich auf dem aktuellen Kursniveau lediglich auf 1,8 Prozent, was auch der geringen Ausschüttungsquote von 24 Prozent geschuldet ist. Eine höhere Ausschüttung ließe sich wahrscheinlich bei der aktuell hohen Verschuldung (25,6 Milliarden Euro zum Geschäftsjahresende 2019) und dem Investitionsbedarf nicht realisieren.

Als gut kann man auch das aktuelle Gewinnwachstum von rund 6 Prozent interpretieren, welches sich in den nächsten Jahren gemäß der Mittelfrist-Prognose ähnlich hoch ausfallen soll. Der aktuelle Wert errechnet sich beim aktien.guide auf Basis eines EPS von 3,31 Euro für 2019 und 3,51 Euro für 2020. Negativ kann man den Trend des Gewinnwachstums über die letzten zwei Jahre auslegen.


Bewertung

Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis der Fresenius beläuft sich auf 15 und damit nahezu im mittleren Korridor des zweijährigen Durchschnitts von 12 und 21. Die Kennzahl errechnet der aktien.guide auf Basis eines geschätzten Ergebnisses je Aktie für das Geschäftsjahr 2019 von 3,31 Euro und kann als attraktiv gesehen werden. In der Levermann-Analyse gab es für diesen Wert somit einen Punkt.

Auf operativer Ebene wurde ein bereinigter Cashflow von 3,4 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2019 ausgewiesen. Aufgrund gestiegener Investitionen lag der um Akquisitionen und Dividenden bereinigte Free Cashflow bei 1,1 Milliarden Euro und damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 1,7 Milliarden Euro. Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung von rund 27 Milliarden Euro ließe sich so ein Multiplikator von 24,5 ausrechnen.

Übersicht KGV von Fresenius aktuell und Entwicklung seit April 2018

Entwicklung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses; Stand: 24.02.2020.


Analyse der Fresenius Aktie - Fazit

Der Medizinkonzern überzeugt durch seine breite Aufstellung im Gesundheitssektor. Auch erscheint die Bewertung mit einem KGV von 15 bei einem mittleren einstelligen Gewinnwachstum als fair. Der Multiplikator des Free Cashflows zeigt jedoch einen etwas höheren Wert auf.

Bedrohlich wirkt die Nettoverschuldung von zuletzt 25,6 Milliarden Euro, die sich im Geschäftsjahr 2019 nochmals – aufgrund von Änderungen der Bilanzierung – um sechs Milliarden Euro erhöht hatte. Sie ist nun höher als die aktuelle Börsenkapitalisierung.

Dennoch ist die Schuldenlast durch die starken Cashflows tragbar. Der aktuelle Verschuldungsgrad beläuft sich auf das 3,6-fache des EBITDA und ist Teil der Wertschöpfungsstrategie von Fresenius.

Ziel ist es, eine nachhaltige Wertsteigerung über Aktienrückkäufe, Dividenden, strategische Akquisitionen sowie eigene Investitionen zu erreichen. Als Ziel-Hebel wird konkret ein Wert zwischen 3 und 3,5 genannt.

Positiv an der Aktie ist die langfristige Ausrichtung in dem Wachstumsmarkt Gesundheit. Hier hat Fresenius mit seiner Tochter Fresenius Medical Care (ISIN: DE0005785802) einen starken Fußabdruck gesetzt, mit der man vom Wachstum des Diabetes-Marktes indirekt profitiert.

Auch im Aktienkurs spürt man langfristig die positiven Unternehmensentwicklungen. Einen kleinen Rückschlag gab es im Jahr 2018, in dem die Geschäftsziele gleich zweimal korrigiert wurden und die geplante Übernahme der Pharmafirma Akorn abgesagt wurde.

Der Aktienkurs litt unter diesen Ereignissen, konnte sich zuletzt aber wieder etwas erholen. Ob die Aktie nun neue Höchstwerte schreiben wird, bleibt abzuwarten. Der Ausblick des Gewinnwachstums könnte die Aktie aber bereits heute zu einem interessanten Investment für langfristig orientierte Anleger machen.


Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.