Energy Recovery: Aktie für mehr Nachhaltigkeit

08.06.2021 | Frank Seehawer

Energy Recovery Aktie

Nachhaltigkeit ist ein absolutes Trendthema der heutigen Zeit. Dabei geht es nicht nur um einen ressourcenschonenden Umgang mit Produkten, sondern vor allem um Energieeffizienz und CO2-Reduzierung.

Viele Unternehmen sehen sich aktuell verpflichtet mehr für den Klimawandel zu tun und suchen nach Lösungen, um ihre Klimabilanz zu verbessern. Dabei könnten einige auf die Energy Recovery Aktie (ISIN: US29270J1007) aufmerksam werden.

Das amerikanische Unternehmen hat sich auf die Entwicklung und Produktion von äußerst energieeffizienten Druckaustauscher für Fluidströme fokussiert. Mit ihnen lassen sich die Energiekosten von Druckprozessen um bis zu 60 Prozent senken – ein deutlicher Mehrwert, der für Kunden bares Geld bedeuten kann.

Wenig verwunderlich ist daher das starke profitable Wachstum der Kalifornier. In der High-Growth-Investing-Strategie belegt die Energy Recovery Aktie aktuell mit einem Score von 17 Punkten einen Spitzenplatz. Ob die Aktie damit ein echtes Top-Investment der Strategie sein kann, das möchten wir im Folgenden genauer prüfen.


Unternehmensprofil – energieeffiziente Druckaustauscher für Entsalzungsanlagen

Energy Recovery stellt Produkte für industrielle Fluidströmungsmärkte her. Hierbei handelt es sich um Flüssigkeitsströme in geschlossenen Rohrleitungen. Besonders bei der Entsalzung von Wasser sowie in der Öl-, Gas- und Chemieindustrie finden solche Ströme statt, bei denen unter hohem Druck Materie voneinander getrennt wird.

Ein “Game-Changer-Produkt” des im Jahr 1992 gegründeten Unternehmens ist auf den Pressure Exchanger (PX) für Wasserentsalzungsanlagen zurückzuführen. Mehr als 25 Tausend PX wurden seither weltweit installiert. Diese sorgten nach Angaben des Unternehmens für jährliche Energieeinsparungen im Wert von zwei Milliarden US-Dollar. Das Produkt bietet damit deutliche Mehrwerte für die Betreiber von industriellen Anlagen, denn es werden beide Entsalzung von Wasser nicht nur bis zu 60 Prozent der Energiekosten eingespart. Auch die CO2-Bilanz der Anlagenbetreiber sieht dadurch besser aus.

Die klaren ökonomische und ökologischen Vorteile sorgten schließlich für eine schnelle Verbreitung der neuen Technologie, die sich am Ende selbst amortisiert. Die Kerntechnologie des Unternehmens (Druckaustauscher) wird auch auf andere Industrien abgewandelt, die mit Flüssigkeiten und Drücken umgehen müssen. Besonders die Öl- und Gasindustrie steht hierbei im Fokus, die ein Vielfaches größer ist als die Wasserentsalzungsindustrie. Erste Erfolge gab es bereits mit einer 15-jährigen Lizenzvereinbarung mit der Schlumberger Technology Corporation. Zum 1. Juni 2020 wurde die Vereinbarung aber vorzeitig beendet.

Erfolgreiche Produkte mit Mehrwerten lassen sich gut verkaufen. Das merkt man besonders an einem langfristigen stetigen Wachstum, wie es von Energy Recovery aufgezeigt wurde. Hier konnte der Umsatz seit 2015 um durchschnittlich 21 Prozent jährlich erhöht werden. Im Jahr 2020 wurde mit Produktumsätzen im Wert von 92,1 Millionen US-Dollar schließlich ein neuer Umsatzrekord aufgestellt. Gegenüber dem Vorjahr stellte er einen Zuwachs von 26,4 Prozent dar. Das operative Ergebnis erreichte mit 31,3 Millionen US-Dollar ebenfalls einen Rekordwert. Beim Nettoergebnis wurde schließlich ein Wert von 26,4 Millionen US-Dollar ausgewiesen und das Ergebnis je Aktie fiel mit 0,47 US-Dollar mehr als doppelt so hoch aus wie noch im Vorjahr (2019: 0,20 US-Dollar).


Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

Das erste Quartal 2021 entwickelte sich recht erfreulich. Die Produktumsätze konnten von 19,0 Millionen US-Dollar um 52,3 Prozent auf 28,9 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Noch deutlicher stieg das operative Ergebnis an: Es erhöhte sich von 128 Tausend US-Dollar auf 6,1 Millionen US-Dollar.

Im Jahr 2021 soll der Umsatz aus dem Kerngeschäft mit Entsalzungsanlagen um weitere 10 Prozent wachsen. Im Jahr 2022 sollte es nach Prognosen des Managements um weitere 25 Prozent nach oben gehen. Die operative Marge soll bis zum Jahr 2025 zwar sinken, aber dennoch über dem Branchendurchschnitt des Russell 2000 Industrial von 19 Prozent liegen.

Blickt man auf die Schätzungen von Analysten, die für 2021 ein EPS von 0,22 US-Dollar durchschnittlich schätzen, so könnte vorerst aber ein signifikanter Ergebnisrückgang im Vergleich zum Jahr 2020 anstehen. Für das Jahr 2022 sehen Analysten wieder ein Ergebnis je Aktie von 0,44 US-Dollar als realistisch an. Das erwartete Gewinnwachstum beläuft sich damit auf 100 Prozent. Da das Geschäft von Energy Recovery maßgeblich von Großprojekten abhängig ist und einzelne Kunden bis zu 20 Prozent oder mehr der jährlichen Umsätze ausmachen, können solche starken Schwankungen schnell mal vorkommen.


Aktienkursentwicklung und wichtige Kennzahlen der Energy Recovery Aktie

In der High-Growth-Investing-Analyse erreicht die Energy Recovery Aktie mit 17 Punkten fast die Höchstpunktzahl von 18 Punkten. Zusammen mit der Medifast Aktie teilt sie sich dabei den Spitzenplatz der High-Growth-Investing Topscorerliste.

Energy Recovery - Aktienkurs 5 Jahre

Relativieren muss man das gute Ergebnis jedoch schnell, denn das erwartete Wachstum wird in den kommenden zwei Jahren nach Unternehmensprognosen die 25 Prozent wahrscheinlich nicht überschreiten. Allein dieser Sachverhalt sollte schon zu fallenden Punktwerten in der Zukunft führen. Der zukünftige HGI-Score könnte damit eher im Mittelfeld liegen als auf den Top-Positionen.

Energy Recovery - High-Growth-Investing Analyse


Bewertung der Energy Recovery Aktie

Die Bewertung der Energy Recovery Aktie ist mit einem Umsatzmultiplikator von 8,3 für einen gering verschuldeten Wachstumswert als fair auszulegen. Dies kann auch noch bei einem erwarteten Umsatzwachstum zwischen 10 und 25 Prozent zutreffen, sofern die Profitabilität des Unternehmens hoch bleibt. Hier könnte jedoch eine der größten Hürden des Unternehmens liegen, denn die Gewinne unterlagen in der Vergangenheit – aufgrund der Projektgeschäfte – großen Schwankungen.

Energy Recovery - EV/Sales

Anders sieht es bei dem Free Cashflow Multiplikator aus. Hier lässt sich bei einem Enterprise Value von aktuell rund einer Milliarde US-Dollar sowie einem Free Cashflow der letzten zwölf Monate von 16,8 Millionen US-Dollar ein Wert von über 62 errechnen. Für einen Wachstumswert mit bereits hoher Profitabilität wird hier schon vieles vorweggenommen. Entscheidend sind daher die Zukunftsaussichten, denn nur diese könnten einen Bewertungsaufschlag rechtfertigen.


Fazit zur Energy Recovery Aktie

Die Energy Recovery besitzt ein durchaus interessantes Kernprodukt mit seinen Druckaustauschern, die das Potenzial besitzen, die Effizienz von Industrieanlagen zu erhöhen. Besonders erfolgreich lässt sich das Produkt bei der Entsalzung von Wasser einsetzen. Auch in Zukunft könnte allein in diesem Bereich noch einiges an Potenzialen schlummern.

Weniger erfolgreich gestaltet sich jedoch der Einsatz der Produkte in der Erdölindustrie. Die vielversprechende Lizenzvereinbarung mit Schlumberger Technology wurde vorzeitig beendet. Auch stellt sich angesichts der Klima-Diskussionen die Frage, ob die Öl- und Gasindustrie ein wirklicher Kunde mit Zukunft für Energy Recovery ist.

Dennoch: Auch ohne diese große Industrie könnte es dem Unternehmen gelingen ein gutes Wachstum auszuweisen. Zusätzliche Fantasie könnte zudem ab den Jahren 2023 kommen, denn hier möchte das Management durch möglicherweise erfolgreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ein breiter diversifiziertes Wachstum aufzeigen als bisher. Ob sich diese Ambitionen tatsächlich realisieren lassen, bleibt natürlich abzuwarten.

Fakt ist bisher, dass das Geschäft eine große Schwankungsintensität besitzt, welche auf nur wenige Großkunden mit Großprojekten zurückzuführen ist. Alleine im Jahr 2020 waren nur zwei Kunden für die Hälfte der Umsatzerlöse verantwortlich.

Insgesamt handelt es sich bei der Energy Recovery mit einer Marktkapitalisierung von etwas über einer Milliarde US-Dollar ohnehin um einen sehr kleinen Wachstumswert. Das Unternehmen kann dadurch erhöhte Chancen besitzen. Entscheidend könnte daher am Ende die unternehmerische Weiterentwicklung sein. Hier wird sich das Management wahrscheinlich an der Tatsache messen lassen müssen, wie sich ihr Kernprodukt auf andere Industrien erfolgreich adaptieren lässt.


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Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.