Diageo Aktienanalyse: Mit Schwips durch die Krise?

13.09.2022 | Frank Seehawer

Diageo Aktienanalyse

Hersteller von Spirituosen lassen sich dem defensiven Konsumgütersektor zuordnen. In Krisenzeiten können sie somit einen sicheren Hafen für nervöse Anleger darstellen. Getrunken wird immer, auch wenn es manchmal etwas weniger zu feiern gibt.

Zu einem der weltweit führenden Spirituosenhersteller gehört der britische Großkonzern Diageo (ISIN: GB0002374006). Die Diageo-Aktie zeichnet sich aktuell durch ein gutes Momentum bei soliden fundamentalen Kennzahlen aus. In der Levermann-Analyse wird sie mit vier Punkten als potenzieller Kaufkandidat geführt.

Diageo Aktienkurs

Quelle: Diageo Aktienkurs

Besonders beeindruckend war das zuletzt deutlich zweistellige Umsatz- und Ergebniswachstum im Geschäftsjahr 2022. Außerdem überzeugt die Aktie als Dividenden-Aristokrat. Wie nachhaltig dieses Wachstum sein könnte und ob die Aktie weiteres Potenzial besitzt, das soll die nachfolgende Diageo Aktienanalyse behandeln.

Das Wichtigste in Kürze
  • Diageo ist ein weltweit führender diversifizierter Spirituosenhersteller
  • Die Briten überzeugen durch ein starkes Markenportfolio, welches zuletzt für hohe Volumen- und Preissteigerungen sorgte
  • Trotz gutem Momentum sollte man Vorsichtig sein
  • Die Diageo Aktie könnte bereits sehr teuer sein

Unternehmensprofil von Diageo – führender global agierender Spirituosenhersteller

Das Geschäftsmodell von Diageo beschäftigt sich mit der Herstellung sowie der Distribution von alkoholhaltigen Getränken. Über 200 Spirituosenmarken (u. a. Johnnie Walker, Guinness, Baileys, Tanqueray, Smirnoff, Captain Morgan) gehören zum Konzern-Imperium.

Diageo Marken

Quelle: Diageo Marken

Sie werden in über 180 Ländern der Welt vermarktet und sorgten im Geschäftsjahr 2021 für einen Umsatz von 15,4 Milliarden britische Pfund. Das Unternehmen arbeitet dabei hochprofitabel. Eine Bruttomarge (engl. Gross Margin) von 62 Prozent unterstreicht die Effizienz des Herstellers. Die Nettoumsatzrendite liegt bei 21 Prozent.

Diageo Finanzdaten 2021

Quelle: Diageo Finanzdaten 2021

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 100 Milliarden US-Dollar oder 86 Milliarden britische Pfund kann sich Diageo zudem als größter Alkoholproduzent der westlichen Welt bezeichnen. Gefolgt wird er von dem französischen Rivalen Pernod Ricard, der auf eine gerade einmal halb so hohe Kapitalisierung kommt. Deutlich größer ist mittlerweile der chinesische Konkurrent Kweichow Moutai. Er kommt umgerechnet auf eine Kapitalisierung von über 300 Milliarden US-Dollar.

Diageo Alkoholproduzenten Marktkapitalisierung Vergleich

Quelle: Diageo Alkoholproduzenten Marktkapitalisierung Vergleich

Diageo gehört im Gegensatz zu Kweichow Moutai (Umsätze fast ausschließlich in China) zu den diversifizierten Spirituosen-Konzernen. So wurde in Nordamerika ein Nettoumsatz von 6,1 Milliarden britische Pfund generiert. Europa steht für 3,2 Milliarden britische Pfund, während die Asien-Pazifik-Region einen Nettoumsatz von 2,9 Milliarden britische Pfund aufweist. In Afrika wird ein Umsatz von 1,7 Milliarden britische Pfund generiert und in Lateinamerika/Karibik werden Spirituosen im Wert von 1,5 Milliarden britische Pfund vermarktet.

Diageo Brands

Quelle: Diageo Brands

Rund 81 Prozent der Umsätze lassen sich den Spirituosen zuschreiben. Die Bierverkäufe von Diageo kommen auf einen Umsatzanteil von knapp 14 Prozent.

Die letzten Geschäftszahlen 2022 von Diageo

Der Abschluss des letzten Quartals am 30. Juni 2022 markiert zugleich das Geschäftsjahresende 2022. Dieses verlief zusammengefasst sehr erfolgreich. So konnte der Umsatz um 21,4 Prozent auf 15,5 Milliarden britische Pfund gesteigert werden. Besonders erfreulich war dabei, dass das organische Wachstum bei 21 Prozent lag. Externe Übernahmen verzehrten das Wachstum somit nicht.

Allein das Volumenwachstum sorgte für rund die Hälfte des Zuwachses. Die Briten profitieren dabei auch von höheren Preisen sowie von einer zunehmenden Nachfrage nach teuren Spirituosen. Gleichzeitig kann man aus den Finanzzahlen einen Nachholbedarf aufgrund der zahlreichen Corona-Einschränkungen der Vergangenheit herauslesen. Zwar war das Jahr 2021 weniger stark von Corona betroffen, jedoch drückte auch hier ein wenig die Pandemie auf die Stimmung. 2022 flog mit einem deutlichen Rekordumsatz endgültig der Korken von der Flasche.

Diageo wichtige Finanzkennzahlen Geschäftsjahr 2022

Quelle: Diageo wichtige Finanzkennzahlen Geschäftsjahr 2022

Die gestiegenen Verkaufsvolumen schlugen voll auf die Ertragslage durch. So erhöhte sich das operative Ergebnis (vor Sondereffekten) um 28 Prozent auf 4,8 Milliarden britische Pfund. Das Nettoergebnis konnte im Einklang mit dem Umsatzwachstum um 22 Prozent zulegen.


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Diageo Aktie Prognose 2022

Mit Blick auf das Gesamtjahr 2023 sieht sich das Management auf Kurs. Herausforderungen sollten sich durch Covid-19 sowie durch die signifikant gestiegenen Kosten ergeben. Aber auch die Inflation sorgt bei den Kunden für Probleme, denn sie sollten am Ende weniger Geld für Konsumgüter – wie zum Beispiel Spirituosen – zur Verfügung haben.

Trotz allem sollten in Nordamerika die organischen Umsätze moderat zulegen. Demgegenüber könnten die organischen Umsätze in Europa rückläufig sein. Weiter zulegen sollten auch die Wachstumsregionen Asien Pazifik, Afrika, Latein Amerika sowie die Karibik. Genaue Finanzkennzahlen blieb das Management den Investoren schuldig. Im Idealfall könnten aber neue Rekordmarken geknackt werden.

Wichtige Kennzahlen aus der Levermann-Analyse

Aktuell überzeugt die Diageo Aktie in der Levermann Analyse mit vier Punkten. Besonders stark ist die Aktie bei den fundamentalen Kennzahlen der Eigenkapitalrendite (34 Prozent), EBIT-Marge (31 Prozent), Eigenkapitalquote (26 Prozent) sowie dem Gewinnwachstum (9,4 Prozent).

Diageo Levermann-Analyse

Quelle: Diageo Levermann-Analyse

Sie alle sorgten – zusammen mit den Punkten, die aufgrund der positiven Kursentwicklung der letzten sechs und zwölf Monate gesammelt werden konnten – für jeweils einen Pluspunkt. Gut aufgenommen wurden auch die letzten Quartalszahlen, die für einen Kurssprung am Tag der Veröffentlichung sorgten. Für diesen Wert gab es in der Levermann-Analyse ebenfalls einen Pluspunkt.

Punktabzüge gab es für die hohe Bewertung sowie für das Dreimonatsreversal. Letztere Kennzahl zeigt auf, wie sich eine Aktie in den letzten drei Monaten im Vergleich zum Vergleichsindex geschlagen hat. Die Kennzahl wird in der Levermann-Analyse als Kontraindikator verwendet. Aktien, die sich besser entwickeln als der Markt, bekommen einen Punktabzug.

Diageo Aktie Dividenden

Die Dividendenhistorie von Diageo kann sich sehen lassen: Diageo gehört mit 25 Dividendenerhöhungen in Folge zum edlen Kreis der Dividenden Aristokraten.

Diageo Dividenden

Quelle: Diageo Dividenden

Das Dividendenwachstum betrug im vorherigen Geschäftsjahr fünf Prozent. Das der letzten fünf Jahre liegt bei vier Prozent. In den letzten zehn Jahren wurde zudem ein Dividendenwachstum in ähnlicher Höhe von 5,8 Prozent erreicht. Das heißt: ein großes Dividendenwachstum ist bei Diageo vermutlich nicht zu erwarten.

Da die Ausschüttungsquote von Diageo – bezogen auf das letzte Geschäftsjahr – bei 54 Prozent und die über drei Jahre geglättete Ausschüttungsquote bei 70 Prozent liegt, gibt es noch Spielraum für weitere Dividendenerhöhungen.

Bewertung der Diageo Aktie

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 ist die Diageo Aktie angesichts eines erwarteten Gewinnwachstums von 9,4 Prozent durchaus gut bepreist.

Diageo Aktie Bewertung

Quelle: Diageo Aktie Bewertung

Aufgrund des zuletzt etwas schwächeren Free Cashflow (Free Cashflow TTM: 2,84 Milliarden britische Pfund) sowie der vorhandenen Verschuldung von über 15 Milliarden britische Pfund errechnet sich ein deutlich schlechterer Multiplikator beim EV/FCF von 36.


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Fazit zur Diageo Aktie

Als globaler Marktführer besitzt die Diageo Aktie viel Substanz, die von Value-Investoren geschätzt wird. Auch wenn der Konsum von Alkohol teilweise kritisch gesehen wird, so dürfte dieser Sachverhalt aus Sicht von Investoren weniger belastend ausfallen als bei Zigarettenherstellern. Letztere müssen starke Volumenrückgänge verkraften. Bei Diageo legten sie zuletzt zweistellig zu, was auf ein gesundes Geschäft hindeutet.

Preiserhöhungen und Volumensteigerungen sorgten dafür, dass der Umsatz um über 20 Prozent gesteigert werden konnte. Die Corona-Pandemie scheint damit vorerst überwunden, auch wenn sich das Management noch einige Gedanken zur zukünftigen Pandemie machen muss.

Ob Diageo die hohen Wachstumsraten in der Zukunft halten kann, bleibt aus meiner Sicht fraglich. Schließlich drückt eine enorm hohe Inflation auf die Konsumentenstimmung. Auch sieht sich Diageo selbst mit einer Kosteninflation konfrontiert. Trotz der negativen Stimmung sollte es für die Briten langfristig weiter aufwärtsgehen. Allein das starke Markenportfolio besitzt eine hohe Pricing-Power und Wachstumspotenzial in vielen Regionen der Erde.

Von der Bewertungsseite her muss man eingestehen, dass die Diageo Aktie ein wenig den Fundamentaldaten vorweggelaufen sein könnte. Ein aktuelles und erwartetes KGV von über 20 sind eindeutig zu hoch für ein Unternehmen, dem von Analysten nicht mal zweistellige Ergebniszuwächse zugetraut werden.

Diageo Entwicklung des KGVs

Quelle: Diageo Entwicklung des KGVs

Wer sich die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal anschauen möchte, der kann sich im aktien.guide einen KGV-Alarm stellen – beispielsweise bei 19. Dann wäre die Kennzahl auf dem Tief der letzten fünf Jahre.

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Der Autor und/oder mit dem aktien.guide verbundene Personen oder Unternehmen besitzen oder können Anteile von Diageo besitzen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.