Fastenal Aktie: Auf dem besten Weg zum Dividendenaristokrat

09.06.2020 | Frank Seehawer

Analyse der Fastenal Aktie - Schrauben

Klassische Händler scheinen in einem Zeitalter, das von einem Technologieriesen wie Amazon mehr und mehr dominiert wird, keine guten Zukunftsaussichten zu besitzen.

Dieser Sachverhalt scheint allerdings nicht auf den US-Industriezulieferer Fastenal (ISIN: US3119001044) zuzutreffen. Der Großhändler befindet sich auf einem langfristigen Wachstumskurs, dem weder Amazon noch die Coronakrise etwas entgegenzusetzen haben.

Auch überzeugt der Schraubenhändler mit soliden Bilanzwerten sowie einem langfristigen Dividendenwachstum. Die Aktie ist nicht mehr günstig, ob sie aber dennoch für ein Investment aussichtsreich ist, soll im Folgenden geprüft werden.


Unternehmensprofil – der Großhandel mit Schrauben

Fastenal ist ein US-amerikanisches Handelsunternehmen mit Fokussierung auf Verbindungselementen wie z.B. Schrauben (engl. Fastener), die teilweise über Automaten auf der Baustelle vermarktet werden. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2019 mit genau solchen Fasteners 34,2 Prozent der Umsatzerlöse. Auf Platz zwei folgten mit einem Anteil von 17,9 Prozent Sicherheitsprodukte.

Das Unternehmen wurde im Januar 1967 gegründet und gehört mit einer Marktkapitalisierung von 24,4 Milliarden US-Dollar zu den dominierenden Playern im Großhandel für Industriebedarf in den USA.

Dabei ist das Unternehmen nicht nur organisch gewachsen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Nachrichten zu Übernahmen von regionalen Distributoren und kleineren Händlern, die das Wachstum hoch hielten. Zuletzt machte Fastenal mit dem Kauf von Vermögenswerten des US-Unternehmens Apex Industrial Technologies Schlagzeilen. Apex bietet Technologien für die automatisierte Point-of-Use Ausgabe.

Auch im Geschäftsjahr 2019 konnte Fastenal ein moderates Wachstum ausweisen. So stiegen die Umsatzerlöse von rund fünf Milliarden US-Dollar um 7,4 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar.

Das operative Ergebnis belief sich mit 1,1 Milliarden US-Dollar um 5,8 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres von 999 Millionen US-Dollar. Die entsprechende EBIT-Marge betrug 19,8 Prozent – ein Wert, der leicht unter dem des Vorjahres von 20,1 Prozent lag.


Die letzten Quartalszahlen und der Ausblick

In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2020 konnte der Umsatz mit einem Zuwachs von 4,4 Prozent auf 1,37 Milliarden US-Dollar nicht mehr ganz mit dem Wachstum des Gesamtjahres 2019 mithalten.

Das operative Ergebnis wurde von 261,4 Millionen um 3,8 Prozent auf 271,3 Millionen US-Dollar gesteigert. Die EBIT-Marge beläuft sich mit 19,9 Prozent auf einem hohen Niveau.

Die Covid-19 Krise scheint dem Unternehmen demnach nur wenig auszumachen. Zwar verzeichnet Fastenal bei den Fasteners ein deutlich rückläufiges Volumen. Dieses konnte aber zu großen Teilen durch den Umsatzanstieg bei Sicherheitsprodukten wie Einweghandschuhen oder Mundschutz wettgemacht werden.

Im April 2020 belief sich der Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahresvergleichswert auf 4,4 Prozent. Der Umsatz von Fasteners sank um 15,3 Prozent, der Umsatz von Sicherheitsprodukten stieg hingegen um 136,3 Prozent.

Für das Geschäftsjahr 2020 sollen nach Angaben von S&P Global Market Intelligence die Umsatzerlöse gemäß dem Mittelwert der Analysten auf einen Wert von 5,5 Milliarden US-Dollar steigen.

Gegenüber dem Geschäftsjahr 2019 würde dies einem Zuwachs von rund 3,8 Prozent entsprechen. Im Folgejahr 2021 sollen sich die Umsätze dann nach Analystenmeinungen auf 5,8 Milliarden US-Dollar weiter erhöhen.

Analystenschätzungen, die der aktien.guide nutzt, weisen beim Ergebnis je Aktie (EPS) für 2020 einen Wert von 1,33 US-Dollar aus. Der Wert soll sich im Jahr 2021 auf 1,46 US-Dollar erhöhen. Das entsprechende erwartete Wachstum beläuft sich somit auf 9,8 Prozent.

Analyse der Fastenal Aktie - Gewinnwachstum

Verglichen mit dem Wert aus dem Geschäftsjahr 2019 von 1,38 US-Dollar würde im laufenden Jahr allerdings ein kleiner Gewinnrückgang von 3,6 Prozent erwartet. Historisch gesehen bewegt sich das erwartete Gewinnwachstum im hohen einstelligen Bereich.


Entwicklung der Fastenal Aktie und wichtige Kennzahlen

Analyse der Fastenal Aktie - Aktienkursentwicklung

Hervorragende Kennzahlen lassen sich mit der Eigenkapitalrendite, der Eigenkapitalquote sowie der EBIT-Marge identifizieren.

Die Eigenkapitalrendite als Quotient vom Jahresüberschuss zum Eigenkapital beläuft sich auf 29,7 Prozent – ein Wert, der groß genug ist für die Bestenliste der Aktien mit einer hohen Eigenkapitalrendite in der Levermann-Strategie.

Analyse der Fastenal Aktie - Eigenkapitalrendite

Auch der Wert der EBIT-Marge befindet sich mit 19,8 Prozent auf einem hohen Niveau. Für einen Einzug in die Bestenliste der Aktien mit attraktiver EBIT-Marge der Levermann-Strategie reicht er allerdings nicht aus.

Analyse der Fastenal Aktie - EBIT-Marge

Zu guter Letzt überzeugt die hohe Eigenkapitalquote von 70 Prozent. Der Wert reicht für eine mittlere Platzierung bei den Aktien mit hoher Eigenkapitalquote in der Levermann-Strategie.

Analyse der Fastenal Aktie - Eigenkapitalquote

Fastenal ist auch fast ein sogenannter Dividendenaristokrat. So werden nach der Definition von Standard & Poor's Unternehmen genannt, die ihre Dividende 25 Jahre nacheinander erhöht haben. Bei Fastenal wurde die Dividende inzwischen über einen Zeitraum von 23 Jahren ohne Unterbrechung erhöht. Die aktuelle Dividendenrendite beläuft sich auf 2,3 Prozent.


Bewertung der Fastenal Aktie

Bei der Bewertung erscheint die Fastenal-Aktie mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 32 weniger attraktiv, besonders wenn man das erwartete Gewinnwachstum von 9,8 Prozent zugrunde legt.

Auch historisch gesehen liegt dieser Wert nur geringfügig unter dem Durchschnittswert der letzten fünf Jahre von 32,9.

Gemessen an dem Free Cash Flow aus dem Jahr 2019 in Höhe von 603 Millionen US-Dollar würde der Multiplikator bei einer Marktkapitalisierung von 24,4 Milliarden US-Dollar mit 40,5 sogar noch höher ausfallen.

Analyse der Fastenal Aktie - KGV aktuell


Analyse der Fastenal Aktie – Fazit

Fastenal ist ein Musterbeispiel eines amerikanischen Industrieunternehmens. Mit seinen Verkaufsautomaten auf Baustellen hat das in Minnesota ansässige Unternehmen Geschichte geschrieben und sich eine unangefochtene Marktführerschaft erarbeitet. Und dabei scheint das Potenzial noch lange nicht ausgereizt zu sein.

Auch der stark wachsende Technologieriese Amazon konnte dem Geschäftsmodell bisher nichts anhaben, auch wenn Kritiker hier schon lange einen Vorstoß erwartet haben.

Zugegeben, denkbar wäre ein solcher Markteintritt. Die Frage ist nur, ob die kleine Nische groß genug für Amazon wäre. Das Geschäft lebt hier zudem nicht von einem Billig-Verkauf von Schrauben, sondern sorgt bei Konstrukteuren für eine deutlich gesteigerte Effizienz aufgrund einer geringen Lagerhaltung sowie einer schnellen Lieferung. Durch die Automaten vor Ort kann selbst Amazon mit einer Drohnenlieferung nicht schneller sein.

Investoren bejubeln das Geschäftsmodell, das selbst in der Coronakrise relativ stabil läuft. Einzig die hohe Bewertung könnte aktuell gegen die Aktie sprechen. In Zeiten einer Geldschwemme der Notenbanken scheinen Investoren diesen Preis allerdings bereitwillig zu zahlen.


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Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.