AT&T Aktie: Enormes Potenzial durch Abspaltung?

4.1.2020 | Frank Seehawer

AT&T Aktie - Bild von Datenverkehr

Ein Telekommunikationskonzern kann ein stabiler Anker in einem Portfolio darstellen, denn das Geschäftsmodell basiert auf monatlich wiederkehrenden Zahlungen. Mit Verizon hatten wir in der Vergangenheit bereits einen großen Telekommunikationskonzern aus den USA vorgestellt. Heute möchten wir mit der AT&T Aktie (ISIN: US00206R1023) ein weiteres Schwergewicht des amerikanischen Telekommunikationssektors vorstellen.

Der Telekommunikations- und Medienkonzern zeichnet sich in der Levermann-Analyse durch gute Werte bei der Eigenkapitalquote sowie der EBIT-Marge aus. Auch überzeugen die aktuell hohe Dividendenrendite von 7,1 Prozent sowie das günstige Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als zehn. Ob die Aktie damit ein Kauf ist, das möchten wir mit der nachfolgenden Analyse genauer prüfen.


Unternehmensprofil – großer amerikanischer Medien- und Telekommunikationskonzern

AT&T ist ein großer amerikanischer Telekommunikations- und Medienkonzern. Im Geschäftsjahr 2019 generierte AT&T konsolidierte Gesamtumsätze in Höhe von 181 Milliarden US-Dollar bei einem operativen Ergebnis von 28 Milliarden US-Dollar.

Das Geschäft von AT&T lässt sich grob in Telekommunikation mit Mobility, Business Wireline und AT&T Latin America sowie dem Mediengeschäft mit der Entertainment Group und WarnerMedia einteilen.

Der Großteil der Umsätze wird nach wie vor im ursprünglichen Telekommunikationsgeschäft erwirtschaftet. Hier ist AT&T neben Verizon einer der großen Oligopolisten im US-Markt. Im Geschäftsjahr 2019 konnte man diesem Geschäft rund 53 Prozent der Umsätze zurechnen.

Eine bedeutende Größe hat auch das Mediengeschäft, welches im vierten Quartal 2019 für rund 44 Prozent der Umsätze verantwortlich war. Hier bietet die Entertainment Group Video Entertainment sowie Highspeed-Internet über Glasfaserkabel an. WarnerMedia ist ein 2017/2018 zugekauftes internationales Medienunternehmen welches nicht nur Film- und Fernsehstudios (Warner Bros.) besitzt, sondern auch zahlreiche Verlage. Auch wird das eigene Streaming-Geschäft mit Home Box Office (HBO) unter WarnerMedia geführt.


Die letzten Quartalszahlen von AT&T

Das dritte Quartal des Jahres 2020 verlief weniger erfreulich, woran nicht zuletzt auch die Corona-Krise verantwortlich war. In diesem Quartal verringerten sich die Erlöse von 44,6 auf 42,3 Milliarden US-Dollar. In Summe entsprach das einem Umsatzrückgang von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch das Ergebnis je Aktie war rückläufig. Es sank um 22 Prozent, von 0,50 US-Dollar auf 0,39 US-Dollar. Bereinigt wurde immerhin ein Quartalsergebnis von 0,76 US-Dollar ausgewiesen. Der Rückgang war mit 19 Prozent, aber ähnlich hoch.

Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Ergebnis hatte jedoch die Corona-Krise. Nach Unternehmensangaben bezifferten sich die COVID-19 Belastungen allein im dritten Quartal auf 0,21 US-Dollar je Aktie.

Die operative Marge war mit 19,4 Prozent ebenfalls deutlich schwächer als im Vorjahr (22,2 Prozent), sie befindet sich aber weiterhin auf einem stabilen und hohen Niveau.

Stark blieb der operative Cashflow der AT&T Aktie im dritten Quartal 2020 mit 12,1 Milliarden US-Dollar. Gegenüber dem Vorjahreswert von 11,4 Milliarden US-Dollar konnte hier sogar ein gutes Plus generiert werden. Und auch beim Free Cashflow konnten deutliche Zuwächse ausgewiesen werden. Er erhöhte sich im dritten Quartal 2020 von 6,2 auf 8,3 Milliarden US-Dollar. Allein in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 wurden damit fast 20 Milliarden US-Dollar an freien Mitteln generiert.

Interessant wird es jedoch bei in den Abonnenten, die im dritten Quartal 2020 gewonnen wurden. Schließlich können diese als ein Maß für die zukünftigen Einnahmen des Telekommunikationsriesen gesehen werden. Besonders erfreulich war hier, dass netto 5,5 Millionen Mobilfunk-Abonnenten gewonnen werden konnten. Positiv entwickelte sich auch das High-Speed Internetgeschäft, in dem fast 360.000 neue Kunden gewonnen wurden. Einen Rückschlag gab es hingegen bei der Anzahl der Premium-Video-Kunden, welche sich um 590 Tausend Abonnenten reduzierte. Der Abonnentenverlust fiel hier jedoch deutlich geringer aus als in den Vorquartalen.

Gut entwickelten sich auch die Abonnentenzahlen der Streaming-Plattform HBO und HBO MAX. Hier konnte im dritten Quartal 2020 im US-Markt ein leichter Zuwachs von 4,7 Prozent auf 38 Millionen ausgewiesen werden. Weltweit existieren rund 57 Millionen Abonnenten für die Services. Gegenüber den starken Wachstumsraten von Disney Plus oder Netflix sind die Steigerungen jedoch alles andere als befriedigend.


Der Ausblick von AT&T

Für das Gesamtjahr 2020 rechnet der Vorstand mit einem Free Cashflow in Höhe von mindestens 26 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig sollen aber Bruttoinvestitionen in einer Dimension von mindestens 20 Milliarden US-Dollar getätigt werden.

Konkrete Umsatz- oder Ergebniskennzahlen wurden vom Management nicht verkündet. Analysten hingegen rechnen für das Geschäftsjahr 2020 mit einem Ergebnis je Aktie von 3,16 US-Dollar. Gegenüber dem bereinigten Ergebnis je Aktie aus dem Geschäftsjahr 2019 von 3,57 US-Dollar würde dies einem Rückgang von mehr als 11 Prozent entsprechen.

Zumindest im Folgejahr 2021 soll das Ergebnis je Aktie – gemäß Analysten – auf einen Betrag von 3,19 US-Dollar ansteigen, was einem erwarteten Ergebniswachstum von knapp einem Prozent entspricht.


Aktienkursentwicklung & wichtige Kennzahlen der AT&T Aktie

Besonders gute fundamentale Kennzahlen aus der Levermann-Analyse sind mit der EBIT-Marge sowie der Eigenkapitalquote zu nennen. Beide Werte sind für die AT&T Aktie zwar gut, jedoch nicht so hoch, dass sie für eine Bestplatzierung ausreichen.

AT&T Aktie - Aktienkursentwicklung 5 Jahre

Ein weiteres Highlight der AT&T Aktie ist die Dividende, die in den letzten zehn Jahren ohne Unterbrechungen erhöht wurde. Damit ist jetzt aber Schluss, denn zuletzt wurde die Dividende mit 0,52 US-Dollar das fünfte Mal auf einem konstanten Niveau gehalten. Die aktuelle Dividende entspricht einer aktuellen Dividendenrendite von 7,1 Prozent und liegt derzeit deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre von 5,5 Prozent. Gleichzeitig beläuft sich die Ausschüttungsquote der letzten drei Jahre auf 61 Prozent. Hier findest Du – neu im aktien.guide – die Dividendenanalyse der AT&T-Aktie mit weiteren Dividenden-Kennzahlen.


Bewertung der AT&T Aktie

Das aktuelle KGV der AT&T Aktie beläuft sich auf 9,1 und ist als günstig anzusehen. In der Levermann-Analyse gab es für diesen Wert jedenfalls einen Punkt.

Zu einem ähnlichen Schluss könnte man kommen, wenn man sich die fundamentalen Kennzahlen der Aktie anschaut. So wird AT&T derzeit mit einem Enterprise Value von rund 400 Milliarden US-Dollar bewertet. Gemessen an dem Free Cashflow der letzten zwölf Monate von knapp 28 Milliarden US-Dollar errechnet sich ein Multiplikator von 14,3. Der Wert ist zwar um mehr als 50 Prozent höher als der Wert des KGVs, er kann jedoch noch als günstig ausgelegt werden. Schaut man jedoch auf das zuletzt rückläufige Wachstum, so könnte die Aktie bestenfalls als fair bewertet angesehen werden.


Fazit zur AT&T Aktie

AT&T ist ein Schwergewicht im amerikanischen Telekommunikationsmarkt und besitzt hier eine Oligopolstellung neben Unternehmen wie Verizon oder T-Mobile US.

Besonders überzeugt der starke Free-Cashflow des Unternehmens, welcher im Gesamtjahr 2020 mehr als 26 Milliarden US-Dollar betragen soll. Bis zum Jahr 2022 war geplant, den Free Cashflow auf 30 bis 32 Milliarden US-Dollar zu erhöhen.

Auch ist die Dividende in der Vergangenheit eine gute Einkommensquelle für Investoren gewesen. Man konnte hier regelmäßig über fünf Prozent Rendite einfahren. Zuletzt wurde die jährliche Steigerung jedoch eingefroren. Rückläufige Umsätze und Gewinne sowie eine hohe Schuldenlast könnten den Konzern zu dieser Entscheidung gezwungen haben. Schließlich saß der Konzern am Ende des dritten Quartals 2020 auf 149 Milliarden US-Dollar Nettoschulden.

Auch wenn der Free Cashflow zuletzt deutlich gesteigert wurde und auch bei den Abonnentenzahlen erfreuliches zu berichten war, die hohe Schuldenlast ist ein hemmender Faktor für das Wachstum des Unternehmen.

In der Vergangenheit wurde größtenteils mit schuldenfinanzierten Übernahmen das Wachstum angefacht. Besonders die Expansion in das Mediengeschäft stand im Fokus. Der Streaming-Boom hat sich für die AT&T Aktie jedoch nicht als eine Goldgrube erwiesen. Die Abonnentenzahlen sind schwach und die Forderungen nach einer wertsteigernden Abspaltung von konzerneigenen Medienunternehmen wie HBO und/oder CNN nehmen zu.

Die günstige Bewertung könnte schließlich Hedgefonds zu einem Einstieg bewegen, die dann Druck auf das Management ausüben. Ob der Konzern nach einer Abspaltung von Unternehmensanteilen besser dasteht, bleibt vorerst abzuwarten.

Fakt ist aber schon jetzt, dass solche Spekulationen den Aktienkurs anheizen könnten. Das Risiko für einen weiteren Kursrückgang bleibt jedoch bestehen, denn die Schuldenlast ist immens und Herausforderer wie T-Mobile US werden nicht müde, Abonnenten von AT&T und Verizon abzuwerben.

Die Aktie bleibt damit ein zweiseitiges Schwert, das Chancen und Risiken gleichzeitig bietet. Für Investoren, die mehr Chancen in der Aktie sehen, könnte sie – angesichts der Abspaltungsfantasien – 2021 ein Kauf sein.


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Autor: Frank Seehawer

Frank Seehawer ist mehrere Jahre als Investor Relations Manager und Wertpapieranalyst tätig gewesen. Als graduierter Ökonom beschäftigt er sich schon seit über 20 Jahren mit den Aktienmärkten im In- und Ausland. Sein Fachwissen über Aktien teilt er als freier Autor unter anderem mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.